Schwerer Fall einer Pilzvergiftung

■ Experten warnen davor, Pilze auf offener Straße von Sammlern zu kaufen

In Friedrichshain ist ein schwerer Fall einer Knollenblätterpilzvergiftung aufgetreten. Eine Familie hatte die Pilze, worunter offenbar das hochgiftige Exemplar war, bei einem Sammler an einem S-Bahnhof gekauft. Etwa zwölf Stunden nach der Mahlzeit wurden die Mutter und zwei Kinder am Sonntag abend vom Vater ins Krankenhaus Friedrichshain gebracht, wie der diensthabende Arzt der Zentralen Rettungs- und Intensivstation (ZRI), Christian Berhold, auf Anfrage mitteilte. Der Ehemann war bei der Mahlzeit nicht zu Hause gewesen.

Der Zustand der Vergifteten ist nach Angaben Berholds immer noch kritisch. Sie seien jetzt jedoch außer Lebensgefahr. Die Leber sei bei den Patienten allerdings bereits geschädigt. Über das endgültige Ausmaß der Folgen würden die kommenden zwei Tage entscheiden. In der Friedrichshainer Klinik, die sich seit Jahren mit Pilzvergiftungen beschäftigt, konnte der heimtückische Stoff im Körper umgehend nachgewiesen und das entsprechende Gegengift verabreicht werden. In den vergangenen Jahren wurden im Krankenhaus Friedrichshain durchschnittlich ein bis zwei Knollenblätterpilzvergiftungen behandelt, wovon keine tödlich verlief.

Experten warnen nachdrücklich vor dem Kauf von Pilzen an Bahnhöfen oder auf Autobahnparkplätzen. Es nütze auch keine nachträgliche Beurteilung gesammelter Pilze durch einen Fachmann, da neben dem Aussehen der Pilze häufig auch Standort oder Wuchsart zur zweifelsfreien Bestimmung herangezogen werden müßten. Zudem sollte jeder Sammler die Pilze genau kennen und sie im Zweifelsfall besser stehenlassen. Sollten dennoch nach Pilzgenuß gesundheitliche Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Leibkrämpfe, Mattigkeit, Sehstörungen oder Verwirrung auftreten, sei unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.

Der Knollenblätterpilz kann leicht mit dem Wiesenchampignon verwechselt werden. Er führt am häufigsten zu lebensbedrohlichen Vergiftungen. Sein Gift verhindert die Eiweißbildung der Zellen und verursacht deren Absterben. Besonders betroffen sind Organe mit ausgeprägtem Eiweißstoffwechsel, darunter Darm, Leber und Nieren. ADN