■ Vorschlag: Verworren: „I'm not Stiller“ – eine Performance in der Aktionsgalerie
Der Mann hat einen Bauch wie ein Faß, echte (?) Handschellen an seinem Gürtel und eine Taschenlampe in der Hand. Sie leuchtet mir den Weg hinunter in den Keller der Aktionsgalerie. Bevor ich allein gelassen werde, händigt man mir noch Kerze und Feuerzeug aus. Im Dunklen höre ich Ratten-Gepfeife. Eine kleine Reminiszenz: Der Co-Regisseur der Performance, Roland Brus, hat jahrelang mit der Theatergruppe „Die Ratten“ gearbeitet.
Auf dem Boden liegen in weißen Stoff gehüllte Bälle wie Totenköpfe herum; das sind die Sitzgelegenheiten. Nach und nach werden die Zuschauer hereingeführt und mit Schwert, Hausschuhen oder anderem Unsinn versehen. Ich halte die brennende Kerze. Dann geht's los: Der Performer Howard Katz Fireheart sitzt vor einem Fernseher, wiegt den Körper hin und her und hält seinen Kopf, als wolle ihm das Gehirn davonschwimmen.
So etwas ähnliches hatte man bei dem Titel (“I'm not Stiller“) schon befürchtet. Von der Psychiatrie über mittelalterliches Verlies bis zum Cyberspace-Gefängnis sollen die verschiedensten Räume (und Qualen) imaginiert werden. Fireheart wirft sich gegen die Wände, rollt über den Boden, nimmt Lichtduschen, bis er offenbar die Lust an diesem Quark verliert. Er beginnt ein Gespräch mit seinem (unserem!) Gefängniswärter und beginnt improvisierte, delirierende und offensichtlich aus eigener Erfahrung gespeiste Drogen- Geschichten zu erzählen. Hier wird mit dem Schrecken gespielt, aber dann ist es doch eher wie auf einem leicht exzentrischen Kindergeburtstag. Michaela Schlagenwerth
Bis 8.9. täglich 22 Uhr, Große Präsidentenstraße 10
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