Süß-säuerliche Minen bei erster Chinamesse

■ Frankfurter Messe der Provinz Henan ist ein Flop. Kunden sind bislang uninteressiert

Frankfurt/Main (taz) – Daß Chinesen immer lächeln, soll eigentlich ein Vorurteil der Langnasen sein. Doch Yan Bao Lai und Zhou Wen Jiang, die beiden Vizepräsidenten des Büros für Außenwirtschaft der Provinzregierung von Henan (China) lächelten gestern zur Eröffnung der bisher „größten chinesischen Handelsmesse auf deutschem Boden“ ununterbrochen – am Ende allerdings leicht süß-säuerlich.

Denn von den deutschen mittelständischen UnternehmerInnen, mit denen die LeiterInnen der staatlichen und privaten Betriebe in der Provinz Henan gerne Handelsbeziehungen eingegangen wären, war im großen Saal Frankfurter IHK nur eine Handvoll erschienen. Die absolute Mehrheit der MessebesucherInnen stellten die Angestellten der vier in Frankfurt ansässigen chinesischen Banken und die MitarbeiterInnen der chinesischen Botschaft.

Stumm und irgendwie deplaziert saßen die AusstellerInnen aus der 80 Millionen EinwohnerInnen zählenden Provinz an ihren Messeständen, während Yan Bao Lai auf dem Eröffnungsrundgang davon sprach, daß Henan von der Zentralregierung in Beijing gerade zur „wirtschaftlichen Erschließungszone“ ernannt worden sei. Das „Zentrum der chinesischen Leichtindustrie“ solle die Provinz in Zentralchina einmal werden. Und alle – die Zentralregierung, die Provinzregierung und die Regierung der Hauptstadt Zhengzhao – würden für dieses gemeinsame Ziel hart arbeiten. Auch die stellvertretende chinesische Botschafterin, Frau Wu, nickte zufrieden – und lächelte.

Die Delegation war am Stand der staatlichen Firma Xinfei angelangt, einem Produzenten von Kühlschränken und Gefriergeräten. Gleich drei der unförmigen Geräte im Design der 50er Jahre hatte Xinfei mit nach Frankfurt gebracht und vor einem riesigen Poster aufgestellt. Das zeigt das ZK der KP China bei einem Besuch im Kühlschrankwerk Xinfei. Überschrift: „Vorwärts mit der nationalen Leichtindustrie.“

Außerdem wollen die Geschäftsleute aus Henan Plüschtiere, Erdnüsse, Spargel in Dosen, Figuren aus Jade, Porzellan, Armaturen aus Spritzguß und Textilien aller Art verkaufen. Zielgruppe seien „mittelständische deutsche Handelsunternehmen“, sagt Zhou Wen Jiang tapfer. Nach den skeptischen Blicken auf die Klamotten fügt er rasch hinzu, daß in der Provinz Henan ständig an der Qualitätsverbesserung der Erzeugnisse gearbeitet werde.

Dem ersten Eindruck nach müssen deutsche Unternehmer sich vor der zentralchinesischen Konkurrenz vorläufig noch nicht fürchten. Für 200 Millionen US-Dollar exportierte die Provinz Henan zwar 1995 Waren nach Europa. Doch nach der Präsentation in Frankfurt werden das nicht wesentlich mehr werden.

Nur der Korrespondent der taz fand ein passendes Produkt. Der Erinnerungsteller (Hartplastik) aus der Produktion der Firma Fuzou Bodiless Lacquer Ware in der chinesischen Provinz Henan hat einen Ehrenplatz in der Redaktion. Ein Teilstück der chinesischen Mauer, vier Berge und drei Bäume zieren ihn – und der Aufdruck: „1996 Handelsmesse Henan Provinz VR China Frankfurt am Main 3. Sep. – 6. Sep. 1996.“

Klaus-Peter Klingelschmitt