taz_archiv_2088071439489

Fall Dutroux: Leichenteile unterm Lagerschuppen

■ Nach einer Woche finden Belgiens Ermittler Leichenteile von mindestens zwei Menschen. Ob es sich um die verschwundenen An und Eefje handelt, ist noch unklar

Jumet/Brüssel (AFP) – Bei ihrer Suche nach weiteren möglichen Opfern des belgischen Kindermörders Marc Dutroux haben die Ermittler gestern Teile von mindestens zwei Leichen gefunden. Das berichtete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf Justizkreise. Über die Identität der Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Am Nachmittag hatten zwei Leichenwagen das Grundstück von Dutroux im südbelgischen Jumet bei Charleroi verlassen, auf das sich die Sucharbeiten in den vergangenen Tagen konzentriert hatten. Vor dem Grundstück warten seit Tagen Hunderte von Journalisten auf neue Nachrichten der Ermittler.

Dutroux hatte beim Verhör vor der Polizei in der vergangenen Woche ausgesagt, es befänden sich noch fünf Leichen auf dem Grundstück, darunter die der 17jährigen An und der 19jährigen Eefje. Die Teenager waren vor einem Jahr bei Oostende entführt worden.

Der belgische Fernsehsender RTBF zeigte, wie offensichtlich ein Schädel sowie Knochenteile aus dem Erdreich geborgen wurden. Einige Überreste schienen verbrannt zu sein. Ihre Autopsie und Identifizierung kann nach Angaben des Gendarmeriesprechers mehrere Tage dauern. Die belgische Polizei hatte vorsorglich Dossiers über eine Reihe verschwundener Kinder zusammengestellt – einschließlich medizinischer und zahnmedizinischer Gutachten zur schnellen Identifizierung möglicher Leichenfunde.

Fast eine Woche lang hatten die belgischen Ermittler in Jumet vergeblich nach weiteren Opfern von Dutroux gesucht, wo der 39jährige ein weiteres Haus besitzt. Im Nachbargebäude hatte sein Komplize Bernard Weinstein gelebt. Auch ihn hatte Dutroux umgebracht – nach eigenen Angaben begrub er ihn lebendig im Garten eines seiner Häuser.

Dutroux soll den Ermittlern in Jumet die Stellen gezeigt haben, an denen unter anderem die Leichen von An und Eefje vergraben worden sein sollen. Die Polizei war allerdings auch Hinweisen nachgegangen, denen zufolge die jungen Frauen in Bordelle nach Osteuropa verschleppt worden sein könnten. Der 39jährige hatte ihre Entführung sowie die von vier weiteren Kindern gestanden.

Die Leichen der beiden achtjährigen Mädchen Julie und Melissa, genau wie die Leiche Bernard Weinsteins, waren Mitte August im einem anderen Haus von Dutroux bei Charleroi entdeckt worden. Ein 12jähriges und ein 14jähriges Mädchen konnten dort von der Polizei aus einem Verließ befreit werden. Bei ihrer Fahndung nach der Dutroux-Bande nahm die belgische Polizei bislang zehn Personen fest.