Hisbollah ist isoliert

■ Im Südlibanon finden morgen Parlamentswahlen statt. Diesmal treten die radikalen Islamisten alleine an

Beirut (taz) – Schlagzeilen macht sie normalerweise durch Anschläge im israelisch besetzten Südlibanon oder durch Katjuscha- Raketenangriffe auf den Norden Israels: die radikale schiitische Organisation Hisbollah. Doch bei den Wahlen zum libanesischen Parlament am morgigen Sonntag kämpft die „Partei Gottes“ vor allem an der innerlibanesischen politischen Front.

Bisher lief es allerdings nicht allzugut für Islamisten. In den ersten drei Wahlgängen in Mont Liban, im Norden des Landes und der Hauptstadt Beirut konnten sie keinen einzigen Sitz erringen. Aber der Wahlkreis „Libanon Süd“ mit seinem überwiegend schiitischen Bevölkerungsanteil gilt als eine Hochburg der Hisbollah. Hier ringt sie vor allem mit der ebenfalls schiitischen säkularistischen Amal-Bewegung um die politische Vorherrschaft unter den Schiiten.

Bei den ersten Parlamentswahlen nach dem libanesischen Bürgerkrieg vor vier Jahren waren die beiden schiitischen Organisationen noch auf einer gemeinsamen Liste angetreten. Für Hisbollah mit vollem Erfolg. Acht Sitze konnte die militante Bewegung bei ihrem ersten „Marsch durch die Institutionen“ für sich gewinnen. Vor allem durch ihr Netzwerk an sozialen Dienstleistungen hat sie in den letzten Jahren noch mehr Anhänger gewonnen. „Alle Menschen sind Gottes Kinder, und Gott liebt diejenigen, die seinen Kindern dienen“, lautet Hisbollahs nicht ganz uneigennütziges Motto.

Heute blicken die libanesische Regierung und die konkurrierende Amal-Bewegung mit großem Mißtrauen auf den Zuwachs für die radikalen Islamisten. Amal stellte unanehmbare Bedingungen für eine gemeinsame Liste, und auch alle anderen Gruppen bekämpfen Hisbollah unter dem Slogan „Gegen religiösen Extremismus“. Daß Hisbollah jetzt mit legitimen und illegitimen Mitteln an den Rand des libanesischen politischen Systems gedrängt werden soll, glauben Hisbollah-Vertreter wie der Chef des Politischen Rates und Parlamentskandidat Muhammad Ra'ad.

Unabhängige Wahlbeobachter berichteten schon bei den letzen Wahlgängen von zum Teil massiven Manipulationen. In so manchem Wahllokal fiel einfach kurz vor Schluß für ein paar Minuten das Licht aus.

Auch Syrien, bisher einer der wichtigsten logistischen Sponsoren Hisbollahs und allgemein mit rund 40.000 Besatzungssoldaten die große graue Eminenz im Libanon, hält sich zurück. Libanesische Journalisten sprechen davon, daß Syrien den USA und Israel ein Zeichen geben wolle. Doch ungeachtet dessen dürfte Hisbollah einige Sitze gewinnen. Für Damaskus bleibt Hisbollah derzeit immer noch eine wichtige Karte im Poker mit Israel nach dem Motto „Land für Frieden“. Karim El-Gawhary