Wenn die ehrenamtlichen Helfer „Hilfe!“ rufen

■ „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ sieht die Arbeit der Ehrenamtlichen gefährdet

Spricht man Carola Schaaf- Derichs, Projektleiterin und Geschäftsführerin vom „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“, auf die Zukunft ihrer Einrichtung an, legen sich tiefe Sorgenfalten auf ihre Stirn. Sie blicke „ausgesprochen skeptisch“ ins nächste Jahr. Außerdem seien fast die Hälfte der ehemals 300 sozialen Hilfsprojekte, denen der „Treffpunkt“ im Auftrag des Senats in den letzten Jahren freiwillige Helfer vermittelt habe, finanziell bedroht.

So war das achte „Fest der Ehrenamtlichen“, zu dem die Freiwilligen-Agentur und verschiedene Hilfsprojekte am vergangenen Samstag ins Nachbarschaftsheim von Kreuzberg eingeladen hatten, nicht unbedingt ein Grund zu feiern, sondern Anlaß, über die Auswirkungen der Sparmaßnahmen des Senats zu diskutieren.

Da ist beispielsweise ein Kinderverein, der seit fünf Jahren in Mitte sein Domizil hat. „Seit dem Januar 1996“ gebe es von Senatsseite „keine Zuschüsse mehr“. Man habe zwar durch private Patenschaften die Miete bis zum Jahresende sichern können, wie es danach weitergehe, sei „ungewiß“. „Kreativität allein“ reiche jedenfalls nicht aus, so eine Sprecherin des Vereins.

Über mangelndes Interesse – mehr als 4.000 telefonische Anfragen hat der „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ jährlich – kann sich Carola Schaaf-Derichs nicht beklagen, das „ehrenamtliche Engagement“ habe in letzter Zeit „sogar noch zugenommen“, und das, obwohl der Stellenwert der ehrenamtlichen Arbeit in der Öffentlichkeit „nicht so hoch angesehen“ sei.

Doch selbst wenn soziale Projekte wie „Jugend kocht für Senioren“ oder der „Großelterndienst West“ die Rotstiftmaßnahmen überleben, können oft keine freiwilligen Helfer mehr vermittelt werden. Der „Treffpunkt“ verlangt nämlich einen hauptamtlichen Ansprechpartner im Projekt. Den aber können diese nicht mehr bezahlen.

Ihr Kollege Jörg Rogge wüßte gern, wie der Senat die Arbeit von Ehrenamtlichen aufwerten wolle, wenn der „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ gerade mal 2,75 vom Senat bezahlte Stellen in ganz Berlin habe, um Arbeit für „Ehrenamtliche“ zu vermitteln. Er führte den Vergleich mit Bremen an, dessen Senat sieben Arbeitsplätze für die Betreuung von Ehrenamtlichenarbeit finanziere.

Zu dem „Fest der Ehrenamtlichen“ war auch die Schirmherrin der Freiwilligen-Agentur erschienen, die Senatorin für Gesundheit und Soziales, Beate Hübner (CDU). Vor rund 300 Teilnehmern würdigte sie die „tägliche Arbeit der Ehrenamtlichen“ und betonte, wie wichtig gerade die Förderung von Ehrenamtlichenarbeit für den Senat sei.

Sie werde sich dafür einsetzen, daß diese beim Sparen „auch in der Zukunft politischen Schutz“ genieße, und versprach, daß es dafür einen „festen Haushaltsposten“ geben werde. Die ehrenamtliche Arbeit stelle einen „wichtigen und unverzichtbaren Bestandteil“ der sozialen Landschaft Berlins dar, betonte Senatorin Beate Hübner zwar, sie deutete aber zugleich an, daß es weitere Mittelkürzungen bei Sozialprojekten geben werde.

Für viele bedeute dies „einfach das Ende“, gab Carola Schaaf- Derichs indes zu bedenken. Sie warnte: „Die Vielfalt der Projekte ist akut gefährdet“, kleine Einsparungen oder Veränderungen, wie beispielsweise „die Kürzung einer weiteren halben Stelle“, könnten da schon fatale Auswirkungen haben. Durch neuerdings aufgesplittete Zuständigkeiten – auf der einen Seite den großen Wohlfahrtsverbänden strukturell untergeordnet, andererseits vom Senat finanziell abhängig – entsteht zusätzliche Unsicherheit in vielen kleinen Projekten.

Auch der „Treffpunkt“ selbst ist da keine Ausnahme. Der Etat der „Freiwilligen“-Vermittlungsagentur wurde dieses Jahr nicht einmal insgesamt abgesegnet, sondern sei aufgrund der unsicheren Haushaltssituation immer nur vierteljährlich bewilligt worden. Frank Fölsch

Treffpunkt Hilfsbereitschaft, Märkisches Ufer 28, 10179 Berlin, Tel. 2793994