: Mit dem Pinsel in die Penne
■ Lehrer, Schüler und Eltern vom Förderverein "Klecks-Schule" in Pankow legen selbst Hand an, weil der Senat kein Geld mehr für die Schulerneuerung bereitstellt
Die „Klecks-Schule“ am „Brennerberg“ im Bezirk Pankow mausert sich. Noch bröckelt der graue Putz von der Fassade, und durch undichte Fenster und offene Türen fegt bei schlechtem Wetter der Wind. Doch im Innern der Ende der sechziger Jahre errichteten „Platte“ in der Tiroler Straße tut sich was. Mit der monotonen Auskunft der Behörden: „kein Geld“, wollen sich Eltern und Lehrer der 12. Grundschule nicht länger zufrieden geben. Gemeinsam mit den rund 400 Mädchen und Jungen peppen sie jetzt die Grundschule auf.
Im Rahmen einer Projektwoche verpaßten Schüler und Lehrer dem Schulhaus bereits ein „neues Outfit“. Während die Jüngsten mit Blumenkränzen und Fensterbildern zur Verschönerung beitrugen, machten sich die „alten Hasen“ mit Spachtel und Pinsel an den Flurwänden zu schaffen. Auf dem Schulhof malten Kinder mit bunten Farben eine „Hopse“ auf die grauen, tristen Betonplatten, so daß es nicht nur bunter, sondern endlich wie auf einem Schulhof aussieht – nämlich ein wenig wilder. Im nahen Schulgarten rückten Mädchen und Jungen zunächst dem Unkraut zu Leibe. Später soll dort das Gras wachsen.
„Der Anfang ist gemacht“, freut sich die Vorsitzende des neugegründeten Fördervereins „Klecks- Schule“, Jana Weber. Beim Erzählen über weitere Vorhaben mit dem heruntergekommenen Schulbau gerät die 29jährige Anwältin richtig ins Schwärmen.
Der noch weitgehend versiegelte Schulhof der Grundschule könnte sich in eine grüne Oase mit verschiedenen Spiel- und Sportangeboten verwandeln. Theater- und Schreibwerkstatt, Malzirkel oder Kochkurs sollen den Kindern eine Alternative zu öden und wenig lehrreichen Fernsehnachmittagen daheim bieten.
„Als Eltern können wir uns einfach nicht damit abfinden, daß der Senat auf Kosten unserer Kinder spart“, betont Jana Weber. Es sei weder hinnehmbar, daß kaputte Toilettenbrillen und andere Sanitäranlagen aus Kostengründen nicht ersetzt würden, noch daß die Verantwortlichen in der Schulverwaltung so gut wie keinen Pfennig für Arbeitsgemeinschaften lockermachten.
Gemeinsam mit anderen Eltern rief die engagierte Mutter deshalb den Förderverein „Klecks-Schule“ ins Leben, um den „Alltag der Kinder noch etwas schöner zu gestalten“. Erstes „großes Vorhaben“ ist die Einrichtung eines Computerkabinetts.
Darüber hinaus will der Verein dafür sorgen, daß die „Schulstation“ wieder öffnet. Vor allem Kinder, die im Schulalltag Probleme haben oder einfach mal ausflippen, können dort bei Musik und lockeren Spielübungen entspannen, erläutert die Vereinschefin.
Ohne tatkräftige Mithilfe der Eltern und zusätzliche Spenden von Sponsoren werden die ehrgeizigen Ziele allerdings nur Träume bleiben, weiß Weber. Daß es gehen kann, zeigt die Nachbar- Schule in der Ibsenstraße im angrenzenden Bezirk Prenzlauer Berg, die sich mit zusätzlichen Geldmitteln ein paar notwendige Veränderungen finanzieren konnte. Erste Kontakte zum dortigen Förderverein wurden zwecks Erfahrungsaustausch bereits geknüpft.
Auf weitere Fan- und Mitglieder-Suche ist der Förderverein der Schule am vergangenen Wochenende mit einem „Tag der offenen Tür“ bereits gegangen. Lehrer, Schüler, Eltern, Anwohner und alle Interessierten waren am Vor- und Nachmittag eingeladen, sich bei einem Hoffest mit gutem Essen und Trinken, mit Musik, Theater, Spiel- und Sportwettkämpfen über die Arbeit des Vereins zu informieren. Annette Kurth
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