Frankfurt vertreibt Roma-Familien

■ Polizei räumt Wohncontainer in der Mainmetropole. Eine Familie wurde gestern nach Rumänien abgeschoben

Frankfurt/Main (taz) – Es war eine Blitzaktion: Polizeibeamte räumten gestern morgen um 6.15 Uhr auf Anweisung des Ordnungs- und des Ausländeramtes der Stadt Frankfurt die Wohncontainer von neun Roma-Familien aus Rumänien auf einem ehemaligen US- Gelände. Denn von den neun Familien, so der Leiter des Ausländeramtes, Henner Schäfer, hätten sich sieben „unrechtmäßig“ in der provisorischen Siedlung aufgehalten. Ursprünglich waren nach dem Abbruch ihrer bisherigen Unterkunft elf Roma-Familien in die Container eingewiesen worden. Die sich Monate hinziehende Prüfung ihrer Papiere und Identitäten habe dann allerdings ergeben, daß lediglich zwei Familien berechtigt gewesen seien, sich in Frankfurt aufzuhalten. Die Unterbringung aller Familien habe die Stadt „zwischen 13.000 und 15.000 Mark monatlich“ gekostet.

Den Zeitpunkt der Räumung begründeten Schäfer und Ordnungsamtsleiter Rolf Menzer damit, daß nur zu dieser frühen Stunde mit der Anwesenheit aller 63 Personen zu rechnen gewesen sei. Außerdem starte die Maschine nach Rumänien schon am Vormittag von Rhein-Main aus. Tatsächlich wurde schon gestern eine siebenköpfige Roma-Familie, die im Besitz von gefälschten rumänischen Ausbürgerungspapieren gewesen sein soll, umgehend nach Rumänien abgeschoben. Drei Familien, die aus anderen Städten in der Bundesrepublik unrechtmäßig nach Frankfurt gekommen seien, hätten nach Zusicherung ihrer „freiwilligen Rückkehr“ abreisen dürfen – nach Düsseldorf, Wuppertal und Duisburg.

Für die Sprecherin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Irene Khateeb, war die Räumung rechtlich nicht zu beanstanden. Sie hätte eigentlich schon im Mai 96 stattfinden sollen. Man beurteile den Vorgang „völlig undramatisch“. Die Roma-Union Frankfurt sieht das anders und ruft für diesen Freitag, 12 Uhr, zu einer Kundgebung auf dem Römerberg auf. Klaus-Peter Klingelschmitt