„Ich hatte nicht geglaubt, daß es so gut ist“

■ Laser-Experte Ernst Heumann arbeitet an der Uni Hamburg am Fernsehen der Zukunft

Auf einer internationalen Konferenz über Laser und Elektro-Optik haben in der vergangenen Woche 1.500 Wissenschaftler und die Vertreter von 130 Industriefirmen in Hamburg Forschungsergebnisse, Entwicklungen und Anwendungen auf den Gebieten Laserforschung, Quanten- und Elektro-Optik präsentiert. Immer zahlreicher werden die Anwendungen von Lasern in der Medizin, Biologie, Datenspeicherung, Computer- und Meßtechnik. Ein vielversprechendes Anwendungsfeld für Laser ist das Fernsehen.

taz: Herr Heumann, wann ist mit dem Laser-Fernsehen zu rechnen?

Ernst Heumann: Für Farb-TV braucht man die drei Grundfarben Grün, Rot und Blau. Grüne Laser kann man heute relativ leicht herstellen. Sie sind klein und kompakt und haben auch die Leistung von einem Watt, die man braucht, um auch bei Tageslicht das Bild noch zu sehen. Probleme machen Rot und Blau. Einen roten Laser haben wir hier in Hamburg realisiert. Das Problem ist, die hohen Leistungen mit einem sehr kompakten kleinen System zu erzielen. Daran wird fieberhaft gearbeitet. Es ist noch nicht soweit, daß man einen sehr kleinen roten Laser herstellen kann. Und es nützt ja nichts, wenn man so große teure Geräte hinstellt. Die kann sich keiner kaufen außer vielleicht die Industrie. Wenn man an den Massenbedarf denkt, „home-tv“ also, dann muß man irgendwann mal mit den Preisen konkurrieren, die heute für einen Farbfernseher gezahlt werden.

Was ist mit blauen Lasern?

Es gibt auch schon blaue Laser. Es sind große Gaslaser auf der Basis von Argon, die sehr viel Energie verbrauchen. So etwas kann man für die Massenproduktion nicht anbieten. Das kann sich vielleicht ein Autokonzern leisten – für seine Designer, die ja ihre neuen Modelle heute möglichst eins zu eins sehen wollen –, aber nicht die Bevölkerung. Deswegen sucht man nach neuen Möglichkeiten, um blaue Laser zu machen. Wir arbeiten an Festkörperlasern. Wir ziehen dafür künstliche Kristalle, Halbedelsteine, die mit bestimmten Ionen dotiert werden. Wenn man Licht einstrahlt, wird Licht anderer Farbe ausgesendet. Diese Festkörperlaser erzeugen einen sehr schönen blauen Strahl, wenn man sie mit kleinen Laser-Dioden hoher Leistung anregt. Sogenannte nichtlineare optische Kristalle können die Farbe vom Infrarot ins Blaue transformieren.

Wann gibt es die ersten Laser- Fernseher zu kaufen?

Ich schätze, daß die ersten Lasergeräte für Groß-Display, wo es noch nicht so sehr um den Preis geht, wahrscheinlich schon im nächsten Jahr auf dem Markt sein werden. Sie werden angeboten für Großprojektionen, zum Beispiel für die Automobilindustrie und für Stadien. Mit den kompakten Systemen für den „home-tv“-Bereich wird es sicher noch einige Jahre dauern.

Wie sieht der Fernseher der Zukunft aus?

Die Laser-Technik ist von der Auflösung und der Farbbrillanz her sehr viel besser als das bisherige Fernsehen. Sie haben keinerlei Flimmern mehr. Und was das Interessante am Laser-Fernsehen ist, man kann das Bild so groß machen, wie man es möchte. Mit einer Art Zoom-Optik kann man es auf die gegenüberliegende Wand oder eine Leinwand projizieren, es ist in jeder Ebene scharf. Man kann das Bild aber auch wie bei den jetzigen Fernsehapparaten von hinten auf einen Bildschirm projizieren. Das Bild ist ungleich schöner als das, was man heute im Farbfernsehen sieht. Ich hatte nicht daran geglaubt, daß es so gut ist, aber die erste Vorführung hat mich beeindruckt. Durch die Anwendung von Lasern wird sich irgendwann ein völlig neues Fernsehen auf dem Markt durchsetzen. Das ist vergleichbar mit dem Schritt von der Schallplatte zur CD.

Ist auch dreidimensionales Laser-Fernsehen denkbar?

Da gibt es auch Überlegungen in den USA und in Japan. Man hat zum Beispiel in den USA in einem Glaswürfel ein dreidimensionales farbiges Fernsehbild erzeugt, das man von allen Seiten betrachten kann. Interview: Vera Stadie