Bosnische Wahlen ohne schwere Zwischenfälle

■ Wahlbeteiligung liegt bei 60 bis 70 Prozent. Serben unterbrechen die Auszählung

Sarajevo (dpa/AFP) – Die ersten Wahlen in Bosnien-Herzegowina nach dem Ende des Krieges sind weitestgehend friedlich verlaufen. Die Wahlbeteiligung wurde von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gestern auf 60 bis 70 Prozent der 2,9 Millionen Wahlberechtigten geschätzt, wobei die Beteiligung auf serbischem Gebiet bei knapp 90 Prozent lag. Beobachter erwarteten, daß die nationalistischen Parteien aller Seiten den größten Zulauf erhielten.

Erste Hochrechnungen wurden für heute erwartet. Das Endergebnis soll erst in einigen Tagen vorliegen.

Die serbische Wahlkommission in Pale stoppte nach Angaben der OSZE gestern mittag zeitweise die Auszählung der Stimmen. Die bosnischen Serben hatten bei der zentralen Wahlkommission in Sarajevo Unregelmäßigkeiten bei den Briefwahlunterlagen aus dem Ausland moniert.

Ein OSZE-Vertreter in Pale sagte, dies sei aufgrund von Verfahrensunklarheiten geschehen. Die Wahlkommission werde die örtlichen Wahlbüros nun anweisen, die Auszählung fortzusetzen. Der Architekt des Friedensvertrags von Dayton, der US-Gesandte Richard Holbrooke, sagte in Sarajevo: „Wir haben nichts gesehen, was eine Annullierung rechtfertigen könnte.“

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