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Wodka aufs Elend

■ Doris Gercke stellt heute ihren neuen Bella-Block-Krimi „Dschinghis Khans Tochter“ in Hamburg vor

Bella Block ist wieder da. Die leidenschaftliche Wodkatrinkerin hat ihren Detektivberuf an den Nagel gehängt und widmet sich nun gänzlich der Liebe ihres Lebens: der russischen Lyrik. Dem Sumpf der rassistischen Hamburger Polizei, die Scheinhinrichtungen an Schwarzen inzeniert, entflieht Bella in die Ukraine, wo sie für eine Modeschöpferin übersetzen soll und rasch mit der russischen Mafia Bekanntschaft macht. Natürlich wird auch in der Ukraine auf höchst unappetitliche Weise gemordet, und auch das Halbwelt-Milieu, in dem Bella Block sich hier und dort bewegt, ist bereits aus früheren Romanen bekannt.

Dschinghis Khans Tochter heißt das jüngste Buch der Autorin, aus dem sie heute in der Buchhandlung Weiland im Wandsbeker Quarree liest.

Von der Detektivin hat sich Gercke verabschiedet, weil sie „Detektivfiguren lächerlich findet – jedenfalls, wenn man sie ernst nimmt“. Inszwischen ist Bella Block keine Ermittlerin mehr, die versucht den Bösen das Handwerk zu legen, sondern nur noch eine genaue Beobachterin ihrer Umwelt, die nebenbei den dunklen Machenschaften auf die Schliche kommt. Leicht resigniert mit den Jahren, aber noch immer keine Kostverächterin, wenn sie einen jungen, attraktiven Mann erblickt.

Als sie Bella Block erfunden hat, sagt Doris Gercke, war sie „durchaus meine Traumfrau: selbständig, Anfang 50 und dementsprechend erfahren, lebensklug, mit feministischen Biß“.

Und Bella, die füllige Fünfzigerin hatte Erfolg: Neun Bücher sind mit ihr inzwischen erschienen, zwei Fernsehfilme mit Hannelore Hoger in der Hauptrolle sind entstanden. Schon nach drei Bella-Block-Romanen, die Gercke wie am Fließband produzierte, galt die Autorin als Shootingstar unter Deutschlands Krimiautorinnen. Natürlich profitierte sie auch vom Boom der Frauenkrimis. Allen späteren Versuchen Gerckes, ihre Titelheldin sterben zu lassen, hat Bella selbst sich zäh widersetzt. Wenn das Elend der Welt sie packt, setzt sie sich hin und betrinkt sich langsam und systematisch mit Wodka und Orangensaft. Sollte ihr der Anblick zerfetzter Gliedmaßen nach einem Attentat doch einmal zuviel werden, ruft sich diese Frau energisch zu Selbstdiziplin und Realitätssinn: „Du bist harmoniesüchtig, Bella.“

In ihren Büchern scheut Bellas Erfinderin Doris Gercke vor anschaulichen Schilderungen von Tod und Elend nicht zurück. Denn „Gewalt“, sagt sie, „ist ein konstituierendes Element unserer ganzen Gesellschaft. Und meine Krimis schildern dieses System: korrupt, kaputt, patriarchal und kapitalistisch. Diemut Roether

Heute, Buchhandlung Weiland, Wandsbeker Quarree, 19.30 Uhr

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