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Abyss - Directors Cut USA 1989/93, R: James Cameron, D: Ed Harris
„Die grundlegenden Schwächen der 1989 veröffentlichten Version: kaum entwickelte Charaktere und ein lahmer Höhepunkt, der wie eine Kopie von Spielberges „Begegnung der 3. Art“ wirkte, wurden in dieser Fassung behoben. Obwohl sie länger ist als die erste wirkt sie kürzer, weil Geschichte und Personen nicht mehr den Thrills und Special Effects geopfert werden. Die Version von 1993 ist, obwohl manchmal allzu unheilsschwanger, ein Unterwasser-Science-Fiction-Spektakel in der Größenordnung von „2001“.“ (Christopher Tookey) Modernes
Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen USA 1996, R: Rick Friedberg, D: Leslie Nielsen, Nicolette Sheridan, Charles Durning
„Nielsen, der eine silberhaarige, amerikanische Version von Roger Moore als James Bond spielt, bringt denselben Geist einer unrührbaren, komischen Ernsthaftigkeit in die Rolle, der auch seinen völlig unfähigen Polizei-Leutnant in der „Naked Gun“ Serie auszeichnete. Nielsen verliert in einem Film vielleicht seine Hose, aber nie seine Würde. Er verkörpert eine unzerstörbare männliche Lebensart, die eine absolute Ungeschicklichkeit und Dummheit verbirgt. Selbst beim albernsten Bauchklatscher erlaubt Nielsen nur die winzigste Andeutung von Vergnügen in den Ecken seines stählernen, zielsicheren Blickes. Statt langsam komische Situationen aufzubauen, wird hier mit einem Maschinengewehr-Ansatz von Humor gearbeitet. Ohne darauf zu achten, worauf er zielt, beginnt der Film zu feuern, versprüht komische Querschläger in alle Richtungen und verläßt sich darauf, daß der eine oder andere schon genau ins Schwarze treffen wird. Einige tun dies auch, aber viel mehr gehen daneben.“ (New York Times) UFA-Palast, UT-Kinocenter
Akira Japan 1988, R: Katsuhiro Otomo / Originalfassung mit Untertiteln
In dem aufwendigsten japanischen Zeichentrickfilm aller Zeiten brettern Superhelden auf Motorrädern durch ein apokalyptisches Neo-Tokio. Viel Action, Blut und mystische Weltuntergangsstimmung. In bester Gozilla-Tradition wird Tokio gleich zweimal komplett zerstört und das Monster ist ein schmächtiger Teenager. Also einer von denen, die Comics wie Akira verschlingen. (hip) Kino 46
Alwin und die Weltenbummler USA 1987, R: Janice Karman
„Die drei „Chipmunks“ starten gegen ihre Freundinnen, die „Chipettes“, zu einer Ballon-Wettfahrt um die Erde, bei der sie wider Willen von einer Gangsterbande als Diamantenschmuggler benutzt werden. Nach vielen spannenden und lustigen Abenteuern kehren sie wohlbehalten zurück. Gefälliger Zeichentrickfilm mit allzu süßlichen Liedern, der aber Hektik und unnötige Schreckszenen vermeidet.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans
„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik, die sich über 50 jahre erstreckt. Und wie die Jahreszeiten fliegen auch die diversen Schicksale der Figuren vorbei: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Und immer geben starke Frauen, die auch ihre Schwächen haben, den Ton an. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie „bester fremdsprachiger Film“. (Bremer) Cinema, Casablanca (OL)
Aus nächster Nähe USA 1996, R: Jon Avnet, D: Robert Redford, Michelle Pfeiffer
"Er werde immer dann gerufen, sagt der amerikanische Filmemacher John Avnet, wenn „jemand mal einen guten Film machen will.“ Soll heißen: ein Herz-Schmerz-Film, weit weg von dem Krawall-Genre, mit dem in L.A. das dicke Geld gemacht wird. Nun hat der Alibi-Mann Avnet wieder zugeschlagen. Mit einer „A Star is Born“-Geschichte aus der TV-Nachrichtenwelt. Die karrierehungrige Anfängerin Tally (Michelle Pfeiffer), die keine Ahnung, keinen Stil, aber irgendwie Talent und eine bemerkenswerte Ausstrahlung hat, findet bei einem Provinssender einen Mentor und Liebhaber, den abgehalfterten Nachrichtenmann Warren (Robert Redford). Avnets Schnulze ist so lebensnah wie eine Kreditkartenreklame und so bewegend wie Fahrstuhlmusik. Da lebe der Krawall.“ (Der Spiegel) City, Wall- und Ziegelhof- Kino (OL)
Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M. Ort, Tim Bergmann
„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel)UFA-Stern, Apollo (WHV)
Eine Couch in New York Frankreich, Deutschland, Belgien 1996, R: Chantal Akerman, D: Juliette Binoche, William Hurt, u.a.
„Hat alles, was eine romantische Komödie benötigt: Einen Mann und eine Frau, die zueinander nicht passen, zwei Stars in den Hauptrollen (William Hurt als New Yorker Psychoanalytiker und Juliette Binoche als Pariser Tänzerin), dazu einen Wohnungstausch, einen neurotischen Hund und weitere Komplikationen, die das ungleiche Paar zunächst in kuriose Situationen und schließlich einander in die Arme treibt. Leider ist die Regisseurin zwar eine Meisterin des Stillebens, aber keine Geschichtenerzählerin. Akermans Vorliebe fürs Arrangement verhindert das für eine Komödie unabdingbare Tempo, weshalb Komik und Romantik bloße Behauptung bleiben“ (tip)Atlantis und Casablanca (OL)
Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski
„Das muß man erst mal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Schauburg, UT-Kino, Apollo (WHV)
Eraser USA 1996, R: Charles Russell, D: Arnold Schwarzenegger, James Caan, Vanessa Williams
„Man merkt den Schwarzenegger-Filmen mehr und mehr die Mühe an, die es macht, die Blockbuster-Formeln seiner Filme beizubehalten und zugleich den einen oder anderen neuen Dreh zu entwickeln, ohne in den Fehler von „The Last Action Hero“ zu verfallen, mit einem Übermaß an sophistication die popcorn crowd zu vertreiben. „Eraser“ hat alles, war ein mittelprächtiger Schwarzenegger-Actionfilm braucht: eine Story, die man in fünf Sätzen erzählen kann, jedem Menge Stunts, Explosionen, Autokarambolagen, Arnie, in jeder Hand eine Superknarre, Arnie mit entblößtem Oberkörper, Arnie, der sich ein gemeines spitzes Ding aus dem blutenden Fleisch zieht, eine schöne Frau, die es zu beschützen und einen Verräter, den es zu entlarven gilt.“ (Georg Seeßlen) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kino (OL)
Fünf Freunde in der Tinte Deutschland/Dänemark 1970, R: Katrin Hedmann, D: Lone Thielke, Mads Rahbeck
Zwei Mädchen und zwei Jungen, mit ihrem Schäferhund auf Ferientour, beteiligen sich mit detektivischen Eifer und Spürsinn an der Aufklärung einer Kindesentführung. Verfilmung eines vielgelesenen Jugendbuches, in der sich Unterhaltungsvergnügen und Spannung ausgewogen mischen.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis
From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel
Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden bei diesem Film für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Die letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Auch wenn Rodriguez noch so rasant inszeniert und schneidet, verliert man schnell den Überblick und das Interesse daran, wer schon untot ist oder noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. Und so hofft man auf ein möglichst baldiges Morgengrauen. Nicht etwa weil dann alle Bösen in den ersten Sonnenstrahlen zerschmelzen, sondern weil der Titel verspricht, daß der Film mit ihm endet. (hip) Muwi-Filmkunst (OL), UFA-Stern, Originalfassung im UFA-Palast
Geliebte Aphrodite USA 1995, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Mira Sorvino
Der Tragödienchor in dem sizilianischen Amphitheater ist außer sich: im klassischen Stil mit rhythmischer Versform und rituellen Gebärden muß er die eher komischen als tragischen Abenteuer des New Yorker Stadtneurotikers besingen und kommentieren. Diese parodistischen Anleihen bei den antiken Urvätern der dramaturgischen Kunst ist der witzigste Dreh in Woody Allens neuer Komödie. Es gibt auch wieder die üblichen Parallelen zu Allens Privatleben: diesmal spielt ein Adoptivkind eine große Rolle, das er und seine Ehefrau großziehen. Allen beginnt nach der leiblichen Mutter des kleinen Jungen zu suchen und stößt dabei ausgerechnet auf eine Prostituierte mit viel Herz und wenig Verstand. Die Szenen zwischen der vollbusigen Linda (Mira Sorvino) und dem schmächtigen Allen gehören zu den besten, die Allen in den letzten Jahren inszeniert hat. Die beiden reden und agieren so extrem aneinander vorbei, daß sich aus jedem Satz und jeder Geste ein neues, komisches Mißverständnis entwickelt. (hip) Atelier
Georgia USA/Frankreich 1995, R: Ulu Grosbard, D: Jennifer Jason Leigh, Mare Winningham
"Georgia, eine niederschmetternde Studie von familärer Rivalität, ist die Geschichte von zwei als Sängerinnen gegeneinander konkurrierende Schwestern. Erwarten sie keine schwesterliche Solidarität oder geschlechtsspezifische Verallgemeinerungen. Geschrieben mit einem genauen Ohr von Barbara Turner (Leighs Mutter), und von Ulu Grosbard mit großer emotioneller Wahrhaftigkeit inszeniert, ist dies ein nachhallender, und kompromisslos eigentümlicher Film. Jeder, der jemals in eine Liebe-Hass-Beziehung mit einem Bruder oder einer Schwester gefangen war, wird des öfteren zusammenzucken, weil er viele Situationen so genau wiedererkennt.“ (Time Magazin) UT-Kinocenter
Der Goofy Film USA 1996, R: Kevin Lima
„Er war immer der netteste Kerl in der Disney Familie, deshalb heißt er auch Goofy, was auf deutsch soviel wie „dämlich“ bedeutet. 64 Jahre nach seiner Erfindung ist der liebe Trottel nun Held eines Zeichentrickfilms. Goofy, ein alleinerziehender Vater, ist in Sorge um seinen pubertierenden Sohn Max: Der Schulleiter hält den Teenager für ein gefährliches Gangmitglied. Das Stimmt zwar nicht, aber der erschrockene Vater beschließt, mit Max nach Idaho zum Angeln zu gehen. Vater und Sohn erleben allerhand Abenteuer in diesem Roadmovie, doch die sind alle, wie sollte es anders sein, reichlich goofy. Natürlich ist der Film trotzdem pädagogisch wertvoll, besonders für alleinerziehende Männer, die am klassischen Vater-Sohn-Konflikt arbeiten wollen.“ (Der Spiegel) City, Wall-Kino & Ziegelhof-Kino
Der Hochzeitstag USA 1996, R: Paul Mazursky, D: Cher, Chazz Palminteri, Ryan O'Neal
„Aus der Feder vom Darsteller des Möchtegern-Mörders Chazz Palminteri stammt diese schwarzhumorige Salon-Posse, die aber nicht mehr als besseres Boulevardtheater bietet. Da mag sich Regie-Routinier Mazursky noch so mit Ausflügen in die Außenwelt abplagen - man merkt dem Film stets die Bühnenvorlage an, die Konzentration auf drei Personen. So lebt das ganze von den teilweise amüsanten Ping-Pong-Dialogen und den Akteuren, die tapfer durch die wenig origienelle Story knattern.“ (Bremer) Filmstudio, UT-Kino und Apollo (WHV)
Independence Day USA 1996, R: Roland Emmerich, D: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum
Emmerich und seine drei Drehbuchschreiber bedienten sich unverfroren und geschickt bei den Erfolgsrezepten aus früheren Blütezeiten des Genrekinos: Da ist einmal die paranoide Grundstimmung der Science-Fiction-Filme aus den 50er Jahren mit der Angst vor dem Fremden und den militaristischen Lösungen. Der mittlere Teil des Films erinnert an die Desasterfilme aus den 70er Jahren. Hier werden die Außerirdischen wie eine Naturgewalt dargestellt - wie Erdbeben, Vulkanausbruch und Wirbelsturm in einem. Und schließlich liefert Emmerich einen Gegenentwurf zu den netten Begegnungen der dritten Art von Spielberg, den diese „E.T.s“ sind alles andere als dessen sanfte Märchenfiguren. Emmerich ist immernoch ein recht simpler Erzähler, der ohne jede Ironie zitiert, im Finale so viel wie möglich herumballert und am liebsten an seinen Spezialeffekten herumbastelt. Aber all das verselbstständigt sich diesmal nicht wie in seinen früheren Filmen, sondern wird durch ein smartes Drehbuch und die durchweg erstklassigen Schauspieler veredelt. Gerade Emmerichs Naivität ist vielleicht der Grund, warum „Independence Day“ in den USA solch ein sensationeller Erfolg ist. (hip) Europa / Originalfassung in der Schauburg, Wall- und Ziegelhof-Kino, Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichspiele (Wildeshausen)
Jeffrey USA 1995, R: Christopher Ashley, D: Steven Weber, Patrick Stewart
„Es ist fast schon gemein, „Jeffrey“ herunterzumachen, eine bescheidene und gut gemeinte romantische Komödie über Sex in der Aids-Ära. Es kann auch mal Spaß machen, die kritischen Maßstäbe niedrig zu hängen und es gibt wohl auch gute Gründe dafür, warum schwule Zuschauer (für die der Film maßgeschneidert ist) genau dies hier tun. Trotzdem: wenn man den Film an einem auch nur halbwegs annehmbaren Standard mißt, werden seine Ungeschicklichkeiten deprimierend deutlich.“ (Sight and Sound) Gondel
Karakum Deutschland 1993, R: Arend Agthe, D: Max Kullmann, Murat Orasov
„Die Wüste lockt. Soweit das Kameraauge reicht, öffnen sich Horizonte. Endlos dehnen sich Sanddühnen und Pisten. Arend Agthes Film „Karakum“ schafft im Fluge den Sprung von der Zivilisation in diese Zivilisationsferne, von Hamburg nach Turkmenistan, vom deutschen Alltag ins exotische Abenteuer. „Karakum“ ist - nicht zuletzt für Kinder und Jugendliche - ein herber Abenteuerfilm, spannend, ohne Verherrlichung der jungen Helden. Wie schon in seinem Film „Der Sommer des Falken“ hat Agthe Fluglust, Abenteuerglanz, Krimimotive und einen Hauch Tausendundeinenacht mit der Skizze einer Vater-Sohn-Beziehung verbunden, doch diesmal sind die diversen Elemente souveräner denn je verschmolzen. Die Wüste bringt hier den Regisseur zu äußerster Klarheit und Lakonie.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) Kino 46
Kondom des Grauens Deutschland 1996, R: Martin Walz, D: Udo Samel, Peter Lohmeyer, Iris Berben
„Auf Realismus verzichtet der Film gescheiterweise. Warum soll eine Comic-Verfilmung aussehen wie das wahre Leben. So tummelt sich ungestraft eine Truppe hinreißend chargierender deutscher Schauspieler in einer Handlung mitten in Manhattan, die eigentlich nach einer amerikanischen Besetzung verlangt. Und was als Krimi beginnt, verwandelt sich unversehens in einen Gruselfilm, und so steigert sich das „Kondom des Grauens“ in ein Trash-Finale hinein, in dem es vor schleimigen, glitschigen Latexkreaturen und anderen Widerwertigkeiten nur so wimmelt. Bloß einen nahezu unentschuldbar schamhaften Kompromiß geht der Film (anders als der Comic) ein: In den zwei Stunden bekommen die Zuschauer keinen einzigen echten Penis zu sehen. (Der Spiegel) Muwi-Filmkunst (OL), Ufa-Palast, City, Wall- und Ziegelhofkinos (OL)
Lügen haben lange Beine USA 1995, R: Michael Lehman, D: Jeanne Garofolo, Uma Thurman
„Dies ist Cyrano de Bergerac mit vertauschten Geschlechterrollen und liefert den Beweis, daß die alten Geschichten frisch aufpoliert immer wieder funktionieren können. Die romantische Komödie mit „Wohlfühl-Effekt“ für diese Saison, wie „Sleepless in Seattle“ im vorletzten und „Während du schliefst...“ im letzten Jahr. Aus dem ersten Vorläufer wurde die Idee geklaut, daß sich jemand in die Stimme eines anderen verliebt. Und so wie Sandra Bullock durch den zweiten endgültig zum Star wurde, wird es auch diesmal mit Jeanne Garofolo geschehen. Uma Thurman spielt hier in erster Linie die dumme Blondine, aber dabei ist sie durchaus witzig und nicht so peinlich wie in einigen ihrer letzten Filme.“ (Christopher Tookey) City, Wall- und Ziegelhofkino (OL)
Lügen und Geheimnisse GB/F 1995, R: Mike Leigh, D: Timothy Spall, Brenda Blethyn
Nach Woody Allens „Geliebte Aphrodite“ und „Flirting with Disaster“ ist dies schon der dritte „Adoptionsfilm“ dieser Kinosaison. Bei Mike Leigh begibt sich die schwarze Optikerin Hortense auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Zu ihrer Bestürzung erfährt sie, daß sie von Cynthia geboren wurde - einer weißen Fabrikarbeiterin, die unverheiratet und deprimiert in einem schäbigen Vorort Londons lebt. Leigh ist ein genauer Beobachter des sozialen Lebens in Großbritannien. Er beschreibt mit viel Detailkenntnis und einem genauen Blick für die Schwächen seiner Mitmenschen das Leben von Engländern der Unter- und Mittelschicht; liebt es aber auch, komödiantisch zu fabulieren. „High comedy of low manners“ nannte ein englicher Kritiker einmal seinen Stil. Dies ist eindeutig der Taschentuchfilm der Saison. (hip) Cinema, UT-Kinocenter
Der Mann, der die Sterne macht Italien 1995, R: Giuseppe Tornatore, D: Sergio Castellitto, Tiziana Lodato
Selbst im kargen, armen Sizilien der fünfziger Jahre wußte jeder vom paradiesischen Leben der Filmstars. Und ein gewitzter Betrüger brauchte sich nur als Talentsucher der Universal Studios in Rom auszugeben, um den Leuten für angebliche Probeaufnahmen mit seiner klapprigen Kamera das Geld aus den Taschen zu ziehen. In Tornatores Film erzählen die vielen Sizilianer direkt in die Kamera von ihrer Arbeit, ihren Träumen, ihrem Elend und ihrer Heimat. Für Kinder, Frauen, Bauern, Fischer, Polizisten und Banditen wird das Zelt mit der Kamera auf dem Dorfplatz zum Beichtstuhl, und Tornatore präsentiert ein buntes Kaleidoskop von sizilianischen Charakteren und Schicksalen. (hip) Modernes
Mission: Impossible USA 1996, R: Brian De Palma, D: Tom Cruise, Jon Voight, Emmanuelle Beart
„Vom Cruise Faktor einmal abgesehen, ist „Mission Impossible“ ein Feuerwerk an Vergnügungen. Wenn „Raising Cain“ De Palmas „Psycho“ war und „Obsession“ sein „Vertigo“, dann ist dies sein „Der unsichtbare Dritte“ : eine verwegene Sammlung von Abenteuern an spektakulären Spielorten, durch Absurditäten übermütig unterminiert. Cruise hat in der Rolle des jungen Ethan Hunt scheinbar unerschöpfliche athletische Energie, ein außergewöhnliches Talent für Verkleidungen; und er wird erwachsen, indem er jedem misstraut. Diese Qualitäten kommen noch direkt von der Fernsehserie „Cobra übernehmen Sie“ auf der der Film basiert, und dort gaben sie Walter Landau eine Aura von Geheimniss und sogar Schmerz. Heute machen sie Ethan zu einem blassen und ungeformten Flüchtenden in der Ära von „Speed“. Sein Daseinszweck ist es lediglich, das Sperrfeuer an Special Effects zu überstehen. Der wirkliche Star des Films glänzt dagegen unbestritten: es ist Lalo Schifrins hämmernde Titelmusik, die immernoch das Unmögliche verspricht.“ (Sight and Sound) UT-Kinocenter, UFA-Palast
Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serraut
„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serraut, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Gondel
Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin
„Schon bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern
Pepolino und der Schatz der Meerjungfrau Deutschland/Kanada/Ungarn 1996, R: Janos Uzak
„Im Mittelpunkt dieses im Mittelalter angesiedelten Cartoon-Märchens steht der junge Troubadour Pepolino, der gegen den Willen der grantigen Großmutter ein Leben voller Kunst und Romantik anstrebt, statt die Familientradition des rauhbeinigen Piratenlebens fortzusetzten. Selbstverständlich treiben die Hexe Hildegard und ihre bösen Spießgesellen den Sänger doch ins Seeabenteuer, doch die Liebe zur Meerjungfrau Mora rettet ihn. Eine Spur zu didaktisch inszeniert, lassen die komplexen Inhalte und diversen Gruseleffekte eine Empfehlung erst ab acht Jahren angeraten erscheinen. (tip) UFA-Palast
Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney
„Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ steigerte Walt Disney die Faszination, indem er auf Collodis „hölzernen Bengel“ Pinoccio setzte. In einer Kaskade von Rhythmen, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungenen Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die von Disneys späteren Produktioenn nicht mehr übertroffen wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast
The Rock USA 1996, R: Michael Bay, D: Sean Connery, Nicolas Cage, u.a.
„Dies ist eindeutig der beste Actionfilm seit „Die Hard I“ und wird garantiert der Kassenschlager des Sommers. Aber wer die Klischees mit soviel Frechheit und Witz präsentiert, verdient den Erfolg. Die Autojagd ist wie in „Bullit“ - nur besser, die Achterbahnfahrt im unterirdischen Labyrinth ist wie bei „Indiana Jones“ - nur besser, und alle ziehen ihre Waffen zur gleichen Zeit wie bei „Reservoir Dogs“ - nur besser. Und dann ist da Sean Connery in einer seiner besten Vorstellungen. Wenn er auf der Leinwand erscheint, gibt er allem einen zusätzliche Kick mit seiner Autorität, seiner Selbstironie und seiner Aura des Gefährlichen. „The Rock“ ist ein Boys-Movie, aber auch die Girls haben ihren Spaß, denn Connery ist auch in seinem Alter noch ganz schön sexy.“ (Christopher Tookey) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
Sabrina USA 1954, R: Billy Wilder, D: Audrey Hepburn, Humphrey Bogart
„Nur in Amerika kann der Tochter eines Chauffeurs nicht nur von einem, sondern gleich zwei Millionären der Hof gemacht werden, sodaß sie die Chance erhält, in eine etablierte Familie von der Ostküste einzuheiraten. Natürlich, wenn sie die Schönheit und den Charme von Audrey Hepburn hat! Billy Wilders Komödie ist Hollywood-Kitsch und wird alle denen gefallen, denen Glanz wichtiger als Inhalt ist, und die die Schauspieler den Charakteren vorziehen. Hepburn ist natürlich ideal besetzt und spielt wieder einmal eine Variation von Aschenbrödel. Für Bogart, gegen den Typ besetzt jedoch immernoch selbstaufopfernd, ist das Ende ziemlich genau eine Umkehrung von „Casablanca“. (Danny Peary) Kino 46
Striptease USA 1996, R: Andrew Bergman, D: Demi Moore, Burt Reynolds
„Bergmans Versuch, Familiendrama, Thriller und Komödie mit einem Schuß Erotik zu einem unterhaltsamen Film zusammenzubacken, wirkt bemüht und zwischenzeitlich auch ziemlich langatmig. Es ist die Situationskomik am Rande, die dem Film einen gewissen Unterhaltungswert verschafft. Aber auch hier tut Bergman zuviel des Guten, und verschenkt einiges an Biß, wenn er gute Einfälle zu Running Gags verlängert und ohne Tiefgang verpuffen läßt. Ähnliches gilt auch für die erotischen Wirkungen, die der Titel verspricht: diese wollen sich, trotz des beachtlichen „tits & ass quotient“ (Variety), um so weniger einstellen, je häufiger sich Demi Moore in übertrieben aufreizender Gangart über den Laufsteg bemüht. Über ihre zukünftigen Gagen wird man nach diesem Film wohl neu nachdenken.“ (epd-film) City
Tierische Liebe Österreich 1995, R: Ulrich Siedl, D: Hubert Scholz, Ernst Schönmann
„Seidl hat nichts vom Wiener Schmäh aber irgendwie klingt alles, was er sagt, sehr freundlich. In „Tierische Liebe“ filmt er Menschen mit ihren Haustieren. Hund, Hase, Meerschweinchen als Objekt der Begierde, als Ansprechpartner, Sklave oder Streichelfell. Eine Art Psychopathologie des Alltagslebens, nur daß es schon einige Filmminuten braucht, bis sich diese Alltäglichkeit einstellt. „Nichts Menschliches ist mir fremd“ könnte als Motto über Seidls Schaffen stehen. Das macht seine Filme so beruhigend und unberuhigend. Beruhigend, weil er, entgegen dem ersten Anschein, kein Panoptikum zeigt, keine Exponate, keine Ausnahmeerscheinungen. Weil sie zur Familie gehören. Beunruhigend, weil Familie halt Familie ist.“ (tip) Kino 46
Tim und Struppi am Haifischsee Belgien/Frankreich 1972 1972, R: Raymond Leblanc
Steven Spielberg hat ja schon vor Jahren versprochen, eine Spielfilmversion von einem Tim und Struppi-Comic zu machen. Aber solange wir noch auf Harrison Ford mit Tims toller Haartolle warten müßen, bleibt uns immerhin dieser Zeichentrickfilm, der im Fernsehen alle Jahre wieder im Vormittagsprogramm wiederholt wird. (hip) Atlantis
To Be Or Not To Be USA 1942, R: Ernst Lubitsch, D: Jack Benny, Carole lombard, Felix Bressart / Originalfassung
„Dieser Film, der während des zweiten Weltkrieges gedreht wurde, tranzendiert Zynismus und ließ Lubitsch, nur dieses eine Mal, Schauspieler als die Repräsentanten der Humanität sehen. „Lubitsch-Touch“ bedeutet hier wirklich etwas, weil wir trotz der abscheulichen Situationen zum Lachen gebracht werden. Takt ist das Wichtigste bei diesem Stil und der greifbare Beweis eines gesunden Geistes, der die gefährlich frivole Farce beobachtet. Dies ist sein komischster Film weil er sein ernsthaftester ist. Das amerikanische Kino hat diese erschreckend brutale Komödie auch heute noch kaum verdaut. Das Model für diesen Stil ist Bunuel, was auch erklärt, warum so vieles in Lubitschs Werk mit soviel Vorsicht angegangen wird; wie etwa in den Filmen von Billy Wilder, dem Erben von Lubitsch.“ (David Thomson) Kino 46
Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner
„Trainspotting war einmal ein Buch, das Theaterstück wurde und dann Film. Dieser fischt bevorzugt die komödienhaften Elemente aus dem Stoff heraus und treibt sie auf die Spitze. Lustig splattert der Kot, mit dem Spud sich im Drogendelirium nächtens eingesaut hat, beim Frühstück über Gesichter und gebackene Bohnen. Schon lacht das Kino. Dann wieder kommt riesengroß DIE SPRITZE ins Bild und macht uns gruseln - so nah liegt alles beieinander! Die Szene, in der Renton zwei unfreiwillig verlorenen Opiumzäpfchen aus einer verstopften Toilette fischt, hat Regisseur Dany Boyle (“Kleine Morde unter Freunden“) als surrealistischen Slapstick inszeniert - einmal in die Kanalisation des Unbewußten und zurück. Ein Hauch von Monty Python liegt über dem ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder „Lebensgefühl“ (taz) Apollo (WHV), Schauburg, UFA-Stern, Casablanca (OL)
Twister USA 1996, R: Jan De Bont, D: Bill Paxon, Helen Hunt
„Wirbelwunder von Jan De Bont. Wenn Stürmen ein Rüssel wächst, so die Filmlogik, dann haben Wolken ein Geschlechtsleben. Anders als einst im „Zauberer von Oz“ erzählen die Tornados aber keine Wundergeschichten: sie entstammen dem Computer und sind, trotz starker Ouvertüre, nach der dritten Wetterwarnung kaum spannender als der gewohnte Sturm im Wasserglas.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- und Ziegelhofkinos (OL) Solitaire (Westerstede)
Der Unhold Deutschland/Frankreich/Großbritannien 1996, R: Volker Schlöndorf, D: John Malkovich, Marianne Sägebrecht, Volker Spengler
John Malkovich gibt der Rolle des seltsamen Filmhelden, der sich wie eine Märchenfigur, wie der Erlkönig durch das deutsche dritte Reich bewegt, genau die richtige Mischung aus Unschuld, Bosheit und unmenschlicher Stärke, durch die der Film wie eine Mischung aus Mythos und Geschichte wirkt. Schlöndorf wagt hier viel: er zitiert nicht nur deutsche Stummfilmklassiker wie „Siegfried“ und „Der Golem“ sondern auch Leni Liefenstahls so verführerische Propagandafilme. Und er versucht den deutschen Faschismus durch die deutschen Mythen, Märchen und Opern zu beschreiben. Göring wirkt wie ein böser Riese im Wald der Gebrüder Grimm, die Kaderschule der Hitlerjugend wie eine mitelalterliche Burg mit Rittern und Knappen. Schlöndorf, der endgültig an das immer penibel und nie originelle Kunsthandwerk der Literaturverfilmungen verloren schien, hat in dem Roman von Michel Tournier wieder eine Inspiration gefunden, die den „Unhold“ in Stil und Dimension an „Die Blechtrommel“ anschließen läßt. (hip) Schauburg, Gondel, Wall-Ziegelhof-Kino (OL)
Werner – Das muss kesseln Deutschland 1996, R: Michael Schaak, Udo Beißel
„Glücklicherweise waren die Produzenten diesmal klug genug, auf eine störende Rahmenhandlung zu verzichten. Daher präsentiert sich der neue Werner als „100 % Trickfilm“, als sinnfreier Zeichentrickspaß mit extrem hohem Kult- und Bölkstoff-Gehalt.“ (V. Bleek) Ufa-Stern, UT-Kinocenter
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