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: Eh nur Schmarrn

„Ärzte: Dr. Schwarz und Dr. Martin“, Mi., 20.15 Uhr, ARD

Da staunt man schlecht. Bayerische Schauspieler, die ihr Leben lang nichts anderes als Bayern gespielt haben, spielen Ärzte ohne Patienten und Patienten ohne Krankheiten und Bauern ohne Vieh. Sie erinnern an Knödel ohne Leber, sprechen Worte ohne Sinn, handeln, ohne etwas zu tun, aber sie sind echte Bayern im echten Bayern. Prost!

So einfach läßt sich diese Aufarbeitung der „Ärzte“-Serie nach den Erkenntnissen der neueren „Marienhof“-Forschung abhandeln. Aber es ist ein Schreckensregime, das sich da am Mittwochabend mitten in der Prime time versammelt.

Letzte Woche liebte die unbekümmerte Judith noch den bisexuellen Neffen von Dr. Schwarz. Dann hatten die beiden einen Unfall, bei dem der junge Mann den Tod fand. Doch noch im Krankenhaus verliebt sich Judith in ihren heterosexuellen Lehrer Neumayer. Man ahnt, was kommt: Sie wird von ihm schwanger, er bleibt aber bei seiner Frau. Als angehende Großmutter wird Frau Doktor die Abtreibung verhindern wollen, und Judith wird bei einem Selbstmordversuch die Frucht und ihre Rolle verlieren. Es sei denn, daß der nette Herr Kollege Doktor a bißl a Frucht machen könnt'.

So ein serielles Leben kennt kein Erbarmen. Und deswegen wird man sie sich alle merken müssen, die bei dieser Art der Verdumpfung menschlicher Regungen mitgestampft haben, allen voran der ehemalige Lokalmatador aller bayerischen Regieklassen: Bernd Fischauer. Und die zwei Ärzte, die da in ihrer Wasserburger Praxis von Bussi zu Bussi eilen: Senta Berger und Friedrich von Thun. Und diese ungezählten Heimatfilmchargen, die uns dieses Almhüttenleben als Spielwiese für wahre Gefühle verkaufen wollen.

Da menschelt und witzelt es nicht mehr wie zeitweise noch in der Urserie. Statt dessen hört man sie schon in der Ferne rumoren, wie sie ihre Nihilistenreden schmieden: „Is do eh nur Schmarrn!“ werden uns die Konstantin Weckers sagen. Doch das kennt man schon. Kaum will man sie demaskieren und zeigen, was sie als Schauspieler darstellen: bloße Dumpfbacken mit keinem anderen Sinn als der Lust am Pfeffersacke, schon wollen sie mit einem über die Dialektik des Volkstheaters reden und über die Avantgarde des Franz Xaver Kroetz.

Aber ohne uns! Wir Tapferen trinken unser Bier woanders. Marcus Hertneck