Ein Weg für den Ball am Kasten vorbei

■ St. Pauli kassiert gegen den 1. FC Köln kein Tor, umgekehrt aber auch nicht

Der 1. FC Köln war mit dem torlosen Spiel zufrieden. Erfolgreich hatten sich die Rheinländer am Sonnabend am Millerntor dem spielerischen Mittelmaß der St. Pauli-Kicker angepaßt, die alternierend an der eigenen Nervenschwäche und am beherzt faustenden und fangenden Kölner Torhüter Michael Kraft scheiterten.

Zwei Torchancen in der ersten Halbzeit waren alles, was die Gäste zustandebrachten. Jedoch hat die Mannschaft mit dem Punktgewinn ihren Platz im oberen Tabellendrittel gefestigt, was Trainer Peter Neururer dazu veranlaßte, seine Genugtuung darob in einen einzigen Satz zu kleiden: „Wir müssen uns beim lieben Gott, St. Paulis ungeschicktem Verhalten beim Ausnutzen von Torchancen und Torwart Kraft bedanken, daß wir einen Punkt mitnehmen durften“.

Und wenn der Trainer der einen Mannschaft sich so nett bedankt, hervorhebend, seine Schützlinge hätten „sehr viele Fehler“ gemacht – kann dann der Trainer der anderen Mannschaft seine Zufriedenheit bekunden? Uli Maslo zumindest fiel nichts anderes ein. Leicht zerknirscht nach vorne schauend gab der St. Pauli-Coach Auskunft über seine Analyse: „Meine Mannschaft hat heute eindrucksvoll bewiesen, daß sie wieder eine Einheit ist. Leider konnten wir zwei hundertprozentige Torchancen nicht verwerten.“

Was nicht unerheblich dazu beitrug, daß St. Pauli seinen Platz im unteren Tabellendrittel festigte. Uli Maslo könnte noch lange umstritten bleiben, im Moment scheint die Frage nach seiner Zukunft bei St. Pauli aber zumindest vertagt zu sein.

Vielleicht ist St. Pauli wirklich ein Stück Krisenbewältigung gelungen. Nicht nur der Kampfgeist der Spieler war wiedererwacht, auch die Abwehr schien mit neuem Leben erfüllt. Erstmals seit vier Spielen kassierte sie kein Gegentor, sondern glänzte mit dem nach rund einmonatiger Verletzungspause zurückgekehrten Libero Dirk Dammann und André Trulsen als Manndecker gegen Toni Polster.

Doch in Sachen Torabschluß gab es keinen Hoffnungsschimmer, am wenigsten beim zwei- bis viermaligen Nicht-Torschützen Thomas Sobotzik. In der 73. Minute krönte er seine Leistung, als er eine knifflige Situation per Kunstschuß löste: Freistehend und aus zehn Metern Entfernung fand er für den Ball einen Weg am Kasten vorbei.

Sönke Mones