Richtig schnell

■ Auf dem Weg zum Erfolg: Queerfish morgen mit leichter Variante des Hardcore

Coca Cola light, Philadelphia light - Produkte, die vollen Genuß ohne schwer verdauliche Konsequenzen versprechen, machen Kasse. Kein Wunder, daß in Zeiten wie diesen eine Hardcore-Band wie Queerfish es schafft, die bundesdeutsche Hardcore-Konkurrenz erfolgsmäßig weit hinter sich zu lassen. Ihr Erfolgsrezept: Hardcore light.

Seit 1990 arbeitet das Bremer Quintett mit schweren Gitarren, ohne dabei in die moshigen Wut-Orgien vieler Genregenossen zu verfallen. Stattdessen sucht Gitarrist Benni einfallsreich und ausdrucksstark nach neuen Ausdruckformen. Statt schwerer Akkorde tragen filligrane Einzelnoten viele der Stücke, fiepende Obertöne werden in die trickreichen Riffs eingearbeitet. Gekonntes Komponieren garantiert, daß alle Stücke sommertauglich, leicht und flockig daher kommen. Einmal gehört, kann man Queerfish stundenlang in der Straßenbahn summen, ohne daß sie musikalische Dutzendware produzieren. Mit dem eigentlich aus dem Punk und seinen Idealen des selbstbestimmten Kulturschaffens entstandenen Hardcore hat diese Mischung aus hartem Sound und zuckersüßen Melodien nur noch wenig zu tun. Auch inhaltlich wollen die skatefreudigen Hanseaten wenig mehr als Unterhalten - gute Musik zu machen, war bei ihnen auch zu Zeiten, als die Band enger am Untergrund dran war vor allem Selbstzweck und Berufsoption. Konsequenterweise sind Queerfish vom Sprungbrett Hardcore-Netzwerk, dem sie ihre erste Single und sogar eine Amerika-Tour verdanken, abgehoben. Nun kümmert sich ein Plattenmulti um die gut gekleideten Musikanten und getourt wird fünf Wochen lang als Vorband für die Großen, in diesem Fall die Braunschweiger Crossover-Abräumer Such a Surge. Die Bremer Variante des Hardcore Light ist auf dem Weg zum Verkaufsschlager, ohne sich selber untreu zu werden.

L.R.

Am 26. im Schlachthof