■ Mit Fenster auf du und du
: Alles in einem Rahmen

Berlin (taz) – Seit der Dioxin- Katastrophe von Seveso gehen Umweltverbände gegen die PVC-Produktion vor. Vor allem Kabel, Fußbodenbeläge und Fenster werden aus dem in Produktion und Entsorgung umweltschädigenden Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt. „Die Diskussion hat sich am Markt überhaupt nicht ausgewirkt“, sagte gestern Karl Heinz Herbert vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller. So bestehen die Hälfte der Fenster aus PVC, 30 Prozent aus Holz, der Rest aus Aluminium, Edelstahl oder kombinierten Materialien. 25 Millionen Fenster stellen die deutschen Mittelständler im Jahr her, doch Umsatz und Absatz gehen wegen der Baukrise zurück.

Da kommt die Ökobilanz der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt aus der Schweiz gerade recht, beruhigt sie doch die Materialdiskussion weiter. Die unter Ökoforschungsinstituten renommierten Wissenschaftler haben zwei Jahre lang die ökologischen Auswirkungen der Rahmen aus den gängigen Materialien untersucht. Fazit: „Es gibt keine ökologischen Gewinner und keine eindeutigen Verlierer“, sagte Studienleiter Klaus Richter. Heimisches Holz verursache zwar den geringsten Treibhauseffekt, versauere den Boden am wenigsten und trage auch nicht zur Ozonbildung bei. Da Holzfenster jedoch in ihrem 30jährigen Leben alle acht Jahre gestrichen werden müßten, finden sie ihr Ende auf der Sondermülldeponie. Außerdem seien die Wärmeverluste durch undichte Fugen bei Holzfenstern am größten.

PVC und Aluminium haben die schlechtetste Ökobilanz. Zugute kommt ihnen, daß sie theoretisch recycelt werden können. „Dann würden sie ein vergleichbares Ökoprofil wie Fenster aus einheimischen Nadelholz erreichen“, schreiben die Schweizer. Bislang gibt es in Deutschland jedoch nur zwei von der PVC-Industrie betriebene Recyclinganlagen für Fenster. Die eine ist mit 80 Prozent Produktionsabfällen ausgelastet, die andere hat 1994 neben 5.000 Tonnen Abfall nur 1.500 Tonnen Gebraucht-PVC verwertet. Verbraucht werden in Deutschland rund 1,5 Millionen Tonnen PVC. ufo