Wortspiel zum Sonntag

In einer Woche startet der „ZAK“-Nachfolger „Privatfernsehen“. Statt Politik präsentiert Friedrich Küppersbusch den FC Hamborn 07  ■ Von Reinhard Lüke

Friedrich Küppersbusch verläßt das ARD-Magazin „ZAK“ und wechselt zum Privatfernsehen. Aha, nun ist also auch der Meister der geschliffenen Anmoderation dem Lockruf des Geldes erlegen. Schöner Scherz.

Die Geschichte geht ein bißchen anders: „ZAK“ ist weg und kommt nicht wieder. Nach acht Jahren wurde es trotz anhaltenden Erfolges eingestellt. Weniger, wie ganz kritische Geister gleich argwöhnten, weil die Sendung der ARD zu „unbequem“ (so nennen die Geister das) gewesen wäre, sondern in erster Linie, weil die „ZAK“-Macher mal was anderes versuchen wollten. Obwohl Friedrich Küppersbusch einräumt, daß es da mit der ARD schon die eine oder andere Hakelei gegeben hat. „Wir wollten“, so Küppersbusch, „immer die Viertelstunde wiederhaben, die wir damals beim Wechsel vom Dritten ins Erste opfern mußten. Aber das war partout nicht drin.“

Sei's drum. Ab nächsten Samstag gibt's nun jedenfalls das andere Magazin. Das nennt sich „Privatfernsehen“, ist aber genauso öffentlich-rechtlich wie „ZAK“, wird von Küppersbusch moderiert und kommt unmittelbar nach dem „Wort zum Sonntag“. Eine ganze Stunde lang.

40 Klagen gegen „Harald-Schmidt-Show“

Was uns der Titel sagen soll, weiß Martin Hövel, ehemals verantwortlicher Redakteur bei „ZAK“ und auch bei der neuen Sendung der Mann im Hintergrund, allerdings auch nicht so genau: „Eigentlich war das nur als Arbeitstitel gedacht. Aber dann haben einige Herren bei den Privaten davon Wind bekommen und sich gleich so herrlich aufgeregt, daß wir schließlich bei dem Namen geblieben sind.“

Kürzlich setzte der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) noch eins drauf und forderte den WDR per Anwalt auf, die Verwendung des Namens „Privatfernsehen“ zu unterlassen. Woraufhin sich der WDR-Programmdirektor höflich für „die kostenlose Werbung“ bedankte, und Küppersbusch frotzelte, daß er nach einem Blick ins Kölner Telefonbuch „mit mindestens 40 Klagen gegen die ,Harald- Schmidt-Show‘“ rechne. Einer einstweiligen Verfügung, die der VPRT womöglich noch unmittelbar vor der ersten Ausgabe von „Privatfernsehen“ in Erwägung ziehen könnte, sieht Hövel „total gelassen“ entgegen.

Zumal sich hinter dem Titel keineswegs eine wöchentliche Parodie aufs Kommerzfernsehen verbirgt, sondern ein aus Filmbeiträgen und Gesprächen bestehendes Magazin. Trotzdem soll das Ganze mehr sein als „ZAK“ im Doppelpack. So wird von den bis zu vier Talkgästen nur noch einer das Etikett Polit-Promi tragen. Die anderen sind sogenannte Nobodys, die in der einen oder anderen Form für Aufsehen gesorgt haben.

Kurzum, die Themen werden in jedem Fall bunter. Aber auch nicht so bunt, daß Küppersbusch nun gleich auf Margarethe macht. Die brisanten Rührstories um einen Dackel mit Darmverschluß oder die 99jährige Taxifahrerin mit 72 Enkeln aber ohne Führerschein will man auch weiterhin dem (echten) Privatfernsehen überlassen. Der Ökoaktivist aber, der sich in irgendeinem Dörfchen aus Protest für oder gegen die geplante Umgehungsstraße regelmäßig ans Kirchenportal kettet, ist womöglich ein durchaus gerngesehener Talkgast.

Im Gegensatz zu „ZAK“ wird „Privatfernsehen“ nicht im Studio, sondern vor Livepublikum in einer alten Lagerhalle im Kölner Rheinau-Hafen produziert. Für Schnellredner Küppersbusch, der bisher eigentlich nur darauf achten mußte, sich bei seinen gedrechselten Moderationen nicht zu verhaspeln, ist das eine völlig neue Situation.

Wird „ZAK“ Bioleks Subunternehmen?

„Wenn die Leute im Saal jetzt lachen, muß ich notgedrungen eine Pause machen, weil sonst die nächste Pointe weg ist. Aber wir haben inzwischen soviele Dummies gedreht, daß ich inzwischen gar nicht mehr ohne Publikum kann.“

Was den bekennenden Fußball- Fan wahrscheinlich mit den Kickern von Hamborn 07 verbindet. Der Landesliga-Club aus dem Duisburger Vorort wird bei „Privatfernsehen“ regelmäßig zu Bildschirmehren kommen. Weniger, weil die ARD am Samstag sonst gänzlich ohne Fußball dastünde, sondern in erster Linie, weil sich an diesem Traditionsverein, der, wie die von Kohle- und Stahlkrise gebeutelte Region, schon bessere Tage gesehen hat, eine Reihe von Geschichten über Land und Leute aufhängen lassen.

Ach so – Redaktionsleiter Martin Hövel arbeitet jetzt auch privater. Jedenfalls nicht mehr auf der Gehaltsliste des WDR. Da sich der Sender außerstande sah, den erweiterten Personalbedarf bei „Privatfernsehen“ mit seinen Planstellen zu decken, ist Hövel jetzt Angestellter bei der flugs gegründeten Firma Pro Bono, einer Tochter von Alfred Bioleks Pro GmbH, die „Privatfernsehen“ zusammen mit dem WDR produziert. Und wer weiß, vielleicht schaut ja auch der Kanzler da demnächst mal vorbei. Bio soll da ja so seine Kontakte haben...