Die Treuhand wußte von der Pleite bei Vulkan

■ Interne Unterlagen des Bundeskriminalamts belegen: Obwohl der drohende Konkurs bekannt war, half die BvS bei der Verschiebung von 850 Millionen Mark

Bremen (taz) – Die Treuhand-Nachfolgerin Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) trägt eine erhebliche Mitschuld an der Verschiebung von Subventionen für Ostbetriebe in marode Westbetriebe der Bremer Vulkan Verbund AG (BVV). Das geht aus vertraulichen Unterlagen des Bundeskriminalamts sowie Berichten von Teilnehmern der Privatisierungsgespräche hervor, die der taz vorliegen.

Noch im Oktober 1995 ließ die BvS danach 194 Millionen Mark Investitionshilfen für die Meerestechnikwerft Wismar (MTW) von einem Sperrkonto auf Nimmerwiedersehen in die zentrale Kasse des inzwischen bankrotten Werftenkonzerns abfließen. „Zumindest die Freigabe der 194 Millionen Mark hätte die Treuhandanstalt verhindern müssen, da zu diesem Zeitpunkt in der Presse über den akuten Liquiditätsbedarf der BVV berichtet worden war“, so die Ermittler des BKA.

Fünf Monate später, am 26. Februar, wollte sich Heinrich Hornef, ehemaliger Treuhand-Vorstand und heutiger BvS- Präsident, daran nicht erinnern: Der Treuhand seien „in allen Kontakten“ mit den Vulkan-Managern „Informationen über die zunehmende Krisensituation vorenthalten worden“, sagte er damals zu Journalisten in Berlin. Diese Aussage wird von der Chronik der Verhandlungen zwischen Treuhand und Vulkan widerlegt.

In der Zwischenzeit mußte die BvS allerdings Fehler einräumen: In einer für Bundesfinanzminister Theo Waigel erstellten Zwischenbilanz gesteht Joachim Grünewald, der Vorsitzende des BvS-Verwaltungsrats, daß die Beteiligten ihr Augenmerk zu sehr auf die großen Privatisierungserfolge der Treuhand gerichtet hätten. Sie hätten dabei außer acht gelassen, daß die Überwachung von Privatisierungsverträgen keine einfache Kontrolltätigkeit und Restaufgabe sei. Kerstin Schneider/Joachim Fahrun

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