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Zehn Millionen auf der hohen Kante

Woher hat der ehemalige Chef des Bremer Vulkan so viel Geld und Immobilien? Die Steuerfahndung untersucht die Herkunft von Friedrich Hennemanns Vermögen  ■ Aus Bremen Kerstin Schneider

Daß Friedrich Hennemann kein armer Mann ist, wissen die Bremer Staatsanwälte spätestens seit dem 19. Juni. Auf der Suche nach Hinweisen, wo die 850 Millionen Mark Ost-Subventionen im zentralen Cash-Management des Vulkan Verbunds versickert sind, stießen die Beamten bei der Durchsuchung, die zur Verhaftung Hennemanns führte, nicht nur auf belanglose Papierschnitzel und auf ein Luxemburger Konto mit einer Million Mark, wie es zunächst hieß. Nach Recherchen der taz entdeckten die Ermittler ein Vermögen von rund sechs Millionen Mark, das Hennemann auf Konten in der Schweiz und Luxemburg deponiert hatte. Jetzt interessiert sich die Steuerfahndung für das Vermögen des Ex-Vulkan-Chefs – zumal er dieses gegenüber den ermittelnden Beamten heruntergespielt hatte.

Ungefähr zwei Millionen Mark habe er auf verschiedenen Auslandskonten, sagte Hennemann. Genau wisse er das aber nicht. Die zwei Millionen Mark, die Hennemann für seinen Rausschmiß beim Vulkan kassiert hat, sind nicht Teil der sechs Millionen Mark: Während sie nämlich 1994, 1995 und Anfang 1996 gutgeschrieben wurden, ist die Abfindung erst Monate später überwiesen worden. Darüber hinaus nennt Hennemann neunzehn Immobilienobjekte sein eigen. Die Ermittler schätzen das Vermögen des ehemaligen Vulkan-Chefs deshalb vorsichtig auf mindestens zehn Millionen Mark.

Die Beamten prüfen jetzt nicht nur, ob der ehemalige Konzernchef die Zinsen aus seinem Vermögen versteuert hat. Sie interessieren sich außerdem für die Frage, was Hennemann zum reichen Mann gemacht hat: Knapp acht Jahre war er Vorstandsvorsitzender beim Bremer Vulkan. Sein Anfangssalär wird von Insidern mit 750.000 Mark angegeben. Bevor er 1995 seinen Hut nehmen mußte, soll Hennemann rund eine Million Mark jährlich verdient haben. Als Senatsdirektor kann Hennemann die Millionen auch nicht angespart haben: Bevor er 1987 zum Vulkan wechselte, verdiente er rund 9.800 Mark brutto im Monat – inklusive 980 Mark Ortszuschlag für Verheiratete.

Reich geheiratet hat Friedrich Hennemann ebenfalls nicht. Seine Frau soll zwar eine Apotheke geerbt haben. Sie gilt bei Bekannten der Familie jedoch nicht als reich. Daß Hennemann geerbt hat, schließen die Ermittler zur Zeit ebenfalls aus: Vater Hennemann arbeitete als Elektriker beim Bremer Vulkan und war jahrelang arbeitslos.

Hennemann, der vor sieben Wochen gegen eine Kaution von sechs Millionen Mark aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, reagiert auf die Frage nach seinem Vermögen ungehalten. „Muß ich Ihnen denn erzählen, wo ich mein Geld herhabe. Sie wissen doch ganz genau, daß mein ganzes Vermögen jetzt bei der Staatsanwaltschaft liegt.“ Daß er die Kaution seinerzeit so schnell aufbringen konnte, verwunderte die Beamten allerdings ebenfalls. „Der müßte schon jede Mark gespart haben oder einen sehr, sehr cleveren Anlageberater gehabt haben, um soviel Geld zu scheffeln“, sagt einer der Ermittler. Hennemann sei aber für seinen „ausschweifenden Lebensstil“ bekannt gewesen.

Fazit: Daß Hennemann seine Millionen beim pleite gegangenen Vulkan verdient hat, können sich die Ermittler nicht vorstellen. Bleibt nur noch die Theorie vom genialen Anlageberater. Doch den hatte Hennemann ganz offensichtlich nicht: In den Geschäftsräumen des ehemaligen Konzernchefs wurden 2.450 Vulkan-Aktien für rund 95.000 Mark gefunden. Konkursverwalter Jobst Wellensieck über den aktuellen Wert der Papiere: „Die können Sie sich an die Wand hängen.“

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