Australische Regierung will mehr Uran nach Frankreich exportieren

■ Ausfuhr nach Europa war 1995 an den Atomtests im Südpazifik gescheitert. Zusätzliche Uranminen genehmigt

Canberra (taz) – In dieser Woche wird der australische Außenminister Alexander Downer voraussichtlich grünes Licht für neue Uranexporte nach Frankreich geben. Die Entscheidung ist bedeutend, da das Ausmaß der Förderung des radioaktiven Rohstoffs in Australien ganz vom Export abhängt. Das Land mit den größten Uranreserven der Welt betreibt selbst keine Atomkraftwerke.

Bereits kurz nach dem Wahlsieg der konservativen Liberal Party im März dieses Jahres wurde die erste Barriere gegen die Steigerung der Uranexporte aus dem Weg geräumt. Canberra hob die bislang geltende „Drei-Minen-Politik“ auf. Die bis dahin regierende Labor Party hatte die Anzahl der Abbaugebiete für das strahlende Erz auf maximal drei begrenzt: ein halbherziger Kompromiß zwischen den Atomgegnern und Verfechtern von Bergbauinteressen.

Ökologische Bedenken spielten schon unter Labor kaum eine Rolle. So liegt eines der größten Abbaugebiete inmitten des Kakadu-Naturschutzparks in der Nähe von Darwin. Eine politische Barriere gegen die Exportsteigerung waren dagegen im vergangenen Jahr die französischen Atomtests im Pazifik gewesen: Sie machten neue Lieferabkommen mit Paris innenpolitisch unmöglich. Und das, obwohl schon seit Jahren über ein Viertel der Exporte in die Atomwaffenstaaten Großbritannien, USA und Frankreich gehen. Gerechtfertigt wurden die Exporte stets mit der angeblich streng für „militärische“ und „zivile“ Zwecke getrennten Brennstoffverarbeitung in den Atomwaffenstaaten.

Ein weiterer wichtiger Kunde der australischen Uranproduzenten ist Japan, das das Uran im größten zivilen asiatischen Atomprogramm verbraucht. Bei der geplanten Wiederaufarbeitung japanischer Brennstäbe fallen im französischen La Hague große Mengen Plutonium an.

Im laufenden Geschäftsjahr 1996/97 wird die australische Gesamtausfuhr bereits um etwa 20 Prozent auf 6.200 Tonnen Uran steigen. Doch das soll nicht genug sein. Denn ausgerechnet das Ende der Atomtests wird jetzt zu einem noch stärkeren Abbau führen. „Australien hat 30 Prozent der Welturanvorkommen“, so der Vorstandsvorsitzende des Uranminenbetreibers Energy Resources Australia, „und Frankreich kauft nur zwei oder drei Prozent seines Verbrauchs bei uns.“ Die Fördergesellschaften bereiten sich deshalb auf Gespräche mit Paris vor. Neue Großaufträge des bedeutenden Uranimporteurs Frankreich sollen das Wachstum der Bergbaubranche langfristig sichern. Eric Chauvistré