Bahn mit Bremsklotz

■ Trotz massiver Investition wird die Bahn mancherorts sogar langsamer

Berlin (taz) – Trotz großer Investitionen wird die Bahn vielerorts nicht schneller. „Nach elf Jahren Planungs- und Bauzeit, einem verbauten Investitionsvolumen von 450 Millionen Mark und einer zwölfmonatigen Streckensperrung zwischen Paderborn und Soest ist bis heute keine einzige Minute Fahrzeitverkürzung realisiert worden“, bilanziert Peter Eichenseher, verkehrspolitischer Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion in Düsseldorf. Zwischen Kassel und Aachen waren die BahnkundInnen vor acht Jahren sogar vier Minuten schneller als heute. Gestern stellte Eichenseher der Landesregierung eine kleine Anfrage nach den Ursachen dieses Ärgernisses.

Das fragliche Schienenstück liegt auf der Strecke zwischen Dortmund und Kassel und steht seit 1985 im Bundesverkehrswegeplan. Beabsichtigt war, die Streckengeschwindigkeit auf 200 Stundenkilometer zu erhöhen und so deutlich mehr Fahrgäste auf die sogenannte Mitte-Deutschland-Linie zu locken. Vor allem die immer noch existierenden 24 Bahnübergänge verhindern aber bis heute die Geschwindigkeitssteigerung. „Und zur Zeit nutzt die Bahn nicht einmal die derzeit zulässige Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern zwischen Paderborn und Dortmund und bespannt die Interregio-Züge offenbar mit zu schwache Loks“, lautet der Vorwurf von Peter Eichenseher weiter. Die seit Jahren geforderte Umsteigeverbindung in Hamm sei deshalb auch im Winterfahrplan nicht realisiert worden; Reisende zwischen Münster und Paderborn verlören 20 bis 25 Minuten.

Manfred Pietschmann, Pressesprecher der Deutschen Bahn AG in Nordrhein-Westfalen, sieht sein Unternehmen zu Unrecht beschuldigt. Die Planfeststellungsverfahren für die nötigen Brücken an den 24 Bahnübergängen hätten sich verzögert, weil sich Kommunen oder AnwohnerInnen quergestellt hätten. Außerdem wären viele Kommunen nicht bereit, ihren Kostenanteil von 6,6 Prozent dafür zu übernehmen. aje