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Föten gegen Geld

■ Schwangere Britin verliert Achtlinge. Zeitung hatte Geschichte teuer bezahlt

London (taz) – Die 32jährige Mandy Allwood, die nach einer Fruchtbarkeitsbehandlung vor neunzehn Wochen mit Achtlingen schwanger wurde, hat alle Kinder verloren. Nachdem sie am Montag eine erste Fehlgeburt zu Hause hatte und in ein Londoner Krankenhaus gebracht wurde, wurden die letzten fünf toten Föten am Mittwoch aus ihrem Leib entfernt. Es wären zwei Mädchen und sechs Jungen geworden. Vom Krankenhausbett sagte sie: „Ich würde das alles nochmal machen.“ Mandy Allwood hatte sich gegen den Ratschlag ihrer Ärzte entschlossen, die äußerst riskante Schwangerschaft auszutragen.

Der Fall Mandy Allwood hatte bereits im August für Schlagzeilen gesorgt, als sich die Frau nicht nur zur Austragung ihrer Achtlinge entschied, sondern ihre Geschichte auch für eine unbekannte Summe an die Boulevard-Sonntagszeitung News of the World verkaufte. Angeblich soll es sich dabei um umgerechnet 850.000 Mark gehandelt haben. Kritiker sagten damals, sie habe sich nur wegen des Geldes zur Fortsetzung der Schwangerschaft entschlossen. Das hatte zu einer hitzigen Debatte über die ethischen Implikationen von Fruchtbarkeitsbehandlung geführt.

Unklar ist bis jetzt noch, ob Allwood nach der Fehlgeburt trotzdem ihr Geld bekommt. Im August war vermutet worden, die Höhe der Summe hänge von der Anzahl der lebend geborenen Kinder ab. Die News of the World wollte sich dazu zunächst nicht äußern. „Dies ist nicht der Zeitpunkt, um diese Angelegenheit zu diskutieren“, sagte Chefredakteur Phil Hall.

Der Fall hat in England nun zu einer erneuten Debatte darüber geführt, unter welchen Umständen es erlaubt sein sollte, Ratschläge von Ärzten zu ignorieren. In einem Gastkommentar der konservativen Zeitung Daily Mail schrieb der Arzt Anthony Daniels, die Rolle des Arztes habe sich in der modernen Gesellschaft gewandelt: Statt Macht ohne Verantwortung trage er nun Verantwortung ohne Macht. „Er weiß, was im besten Interesse seines Patienten liegt, aber ihm fehlt die Macht, diese professionelle Sicht zu erzwingen... Der Arzt ist für seinen Patienten nicht mehr Gott, sondern Diener.“

Daniels forderte die britische Ärztekammer jetzt auf, dazu Stellung zu nehmen. Der Labour-Abgeordnete Roger Godsiff aus Mandy Allwoods Heimatregion äußerte sich ebenfalls sehr kritisch zum Vorgehen der Frau. „Man muß Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.“ Konservative Politiker vertraten die Auffassung, Ärzte sollten sich in Zukunft genauer überlegen, ob sie eine Fruchtbarkeitsbehandlung durchführen wollten oder nicht. Dominic Johnson

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