Haus der offenen Türen

Eine Gruppe aus Berlin-Mitte sucht nach einem geeigneten Gebäude für ein alternatives Wohnprojekt – auf legaler Basis. Bisher ohne Erfolg
■ Von Tobias Rapp

Die rosigen Zeiten für gemeinschaftliche Wohnformen scheinen vorbei: Heute stehen keine großen Wohnungen mehr leer und sind für wenig Geld zu bekommen, um in Wohngemeinschaften umgewandelt zu werden, wie noch in den siebziger Jahren. Auch ganze Häuser warten nicht mehr auf Besetzungen, wie in den Achzigern im Westen und nach der Wende im Osten. Wo bleibt da noch Raum für alternative Wohnformen?

Eine buntgemischte Gruppe aus Berlin-Mitte versuchte einen Weg aus dem Dilemma zu finden: Sie wollten das Positive einer Besetzung mit den Annehmlichkeiten eines Mietsvertrags verbinden. Das heißt für sie, nicht in abgeschlossenen Wohnungen nebeneinanderher zu leben, sondern zusammen ein ganzes Haus zu bewohnen. Mit legalem Status. „Die Türen im Haus sollten offen sein“, sagt Miriam Hanke, Sprecherin der Gruppe. Das Problem vieler Hausbesetzungen, erst das Haus und die Leute zu haben und dann eine Form des Zusammenlebens finden zu müssen, wollte die Gruppe umgehen. Zusammen wohnen ja, sanieren ja, aber keine endlosen Plena. Das Wohnen sollte kein Full-time-Job sein. „Erst das Konzept, dann das Haus“, sagt Miriam Hanke, „für alles andere haben die meisten ja auch gar keine Zeit mehr.“

So ging die Gruppe zur Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) und bewarb sich um ein preisgünstiges Gebäude. Und die Suche begann recht vielversprechend. Die WBM bot ihnen mehrere Objekte an. Die allerdings reichten nicht für 18 Personen.

„Alle Häuser, die in Frage gekommen wären, wurden entweder rückübertragen oder sind bereits vermietet“, erklärt Susanne Schmidt, Pressesprecherin der WBM. Ihre Gesellschaft habe den ganzen Häuserbestand auf passende Objekte geprüft. Gruppen, die ganze Häuser suchen, bleibe deshalb nichts anderes übrig, als auf dem freien Markt zu suchen. Dort haben alternative Sanierer allerdings schlechte Karten. Private Hauseigentümer sanieren lieber selbst, um dann teurer zu vermieten.

Miriam Hanke vermutet dagegen, daß es einfach noch niemand versucht habe, in dieser Form ein ganzes Haus zu mieten. Deshalb tue sich die Wohnungsbaugesellschaft so schwer mit dem Anliegen der Kommunarden. Doch davon will Susanne Schmidt nichts hören. Ob ihre Behörde einer solchen Idee wohlwollend gegenüberstehe oder nicht, sei unwichtig. Die Räume gebe es einfach nicht mehr, auch das beste Nutzungskonzept ändere daran nichts. „Gerade die Altbauten, die für ein solches Wohnprojekt vor allem in Frage kommmen“, sagt Schmidt, „wurden zum großen Teil privatisiert und fallen nicht mehr in unsere Zuständigkeit.“ Die Gruppe sucht weiter nach Räumen – wenn auch nicht mehr mit dem Elan der ersten Monate. „Zu Anfang haben wir uns mehrmals in der Woche auf den Gängen der Wohnungsbaugesellschaft herumgetrieben“, sagt Miriam Hanke, „jetzt schicken wir nur noch alle zwei Wochen ein Fax heraus.“