Samsung will Fokker kaufen

■ Nach langen Verhandlungen scheinen die Südkoreaner den Amsterdamer Flugzeugbauer jetzt doch haben zu wollen

Amsterdam (taz) – Der südkoreanische Mischkonzern Samsung will nach einem Bericht der niederländischen Zeitung De Volkskrant die Flugzeugfabrik Fokker nun doch erwerben. Abgesandte des Konzerns seien sich mit den Konkursverwaltern der ehemaligen Daimler-Benz-Tochter Fokker über die Bedingungen für eine Übernahme einig geworden. Danach sollen in der Flugzeugfabrik künftig rund 1.000 Menschen arbeiten. Im Jahr sollen sie 42 Flugzeuge bauen: zwölf Flugzeuge der Baureihe Fokker 50, 15 Flieger vom Modell Fokker 70 und 15 Stück vom großen Modell Fokker 100. Samsung will der Regierung in Den Haag heute einen entsprechenden Übernahmeplan vorlegen.

In Amsterdam heißt es, Samsung wolle für 70 Prozent der Fokker-Anteile rund 500 Millionen Gulden (ca. 450 Millionen Mark) zahlen; je 15 Prozent sollen nach diesem Konzept der niederländische Maschinenbauer Stork und die niederländische Regierung übernehmen. Der Amsterdamer Bürgermeister Schelto Patijn sagte nach Rückkehr von einer Handelsreise nach China und Südkorea, daß die Übernahme „zu 80 Prozent rund“ sei. Das hätte ihm Moo Sung Yu, Chef von Samsung Aerospace, gesagt.

Ob das im März in Konkurs gegangene Traditionsunternehmen tatsächlich eine neue Chance bekommt, hängt nun von Wirtschaftsminister Hans Wijers ab. Samsung wolle die geplanten 120 Millionen Dollar in Fokker nur investieren, wenn die niederländische Regierung sich wirklich mit 15 Prozent an dem neuen Unternehmen beteilige.

Wijers werde seine Entscheidung davon abhängig machen, wie viele Arbeitsplätze langfristig für die Niederlande garantiert werden könnten, berichtete De Volkskrant.

Samsung muß sich aber für das künftige Unternehmenskonzept auch mit der Dasa einigen. Die Daimler-Tochter baut die Rümpfe für Fokker-Flugzeuge und hat die meisten offenen Rechnungen. Gewerkschaftssprecher Peter van Bers gab sich in dieser Frage optimistisch. Er sagte, die Deutsche Airbus, die die Rümpfe für die Fokker-Flugzeuge liefert, habe bereits zugesichert, konstruktiv an einem Neubeginn mitarbeiten zu wollen.

Die Gewerkschaften hoffen, daß rund um den Flugzeugbauer künftig ungefähr 2.000 Arbeitsplätze in Amsterdam erhalten bleiben. Es ist aber kein Geheimnis, daß Samsung sowohl Technik, Patente und Know-how als auch eine ungewisse Zahl von Spezialisten mit nach Korea nehmen dürfte. Schon heute fertigt Samsung mit einigen tausend Arbeitnehmern Flugzeugmotoren auch für F-16-Kampfflieger.

1991 hatten bei Fokker noch 12.500 Menschen rund 100 Flugzeuge produziert und dabei 77 Millionen Mark Gewinn gemacht. Anfang 1995, ein Jahr vor der Pleite, beschäftigte der Flugzeugbauer noch 6.600 Menschen. Die bauten noch 50 Flieger und fuhren allein in den ersten sechs Monaten 1995 einen Verlust von 600 Millionen Mark ein. Falk Madeja