Pumas landen als Bettvorleger

■ Studiengang Public Management (Puma) wird allseits beklatscht. Aber Innenverwaltung blockiert Weiterführung

Es bleibt dabei: Die Innenverwaltung ist entschlossen, ihrem ungeliebten Kind „Public Management“ (Puma) ein Bein zu stellen. Staatssekretär Eike Lancelle (CDU) will in dem Modellstudiengang für öffentliches Dienstleistungsmanagement keine weiteren Studenten zulassen, sagte er gestern im Wissenschaftsausschuß. Zunächst müsse der Studiengang, dem er „prinzipiell positiv gegenübersteht“, evaluiert werden. Puma will statt Bürokraten Manager für die öffentliche Verwaltung ausbilden.

Damit ist die Fortführung des 2,5-Millionen-Mark-Projektes gefährdet. Es wäre gerade so, als würde man einem Patienten „erst die Herz-Lungen-Maschine abstellen, um dann die Reanimation einzuleiten“, sagte Jürgen Keßler. Der Vizepräsident der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) zeigte sich „sehr überrascht“, daß die Bewertung des Modells vor seiner Beendigung erfolgen soll. Die FHTW betreibe Public Management zusammen mit der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) sehr erfolgreich, schilderte er. Danach gibt es bereits zwei ausgesprochen positive Gutachten externer Fachleute aus Hamburg und Frankfurt.

Auch im Wissenschaftsausschuß bekam der Studiengang hervorragende Zensuren. Exinnensenator Dieter Heckelmann (CDU) freute sich, daß „sein Kind“ so schön laufen gelernt habe. Heckelmann hatte den Modellstudiengang 1994 genehmigt und fordert nun, das „wirklich gute Beispiel fortzuführen“. Die SPD verwies auf die zahlreichen Gutachten, darunter ein Papier des Wissenschaftsrats, der zentralen Instanz für wissenschaftliche Gutachten. „Will man erst Gott fragen“, empörte sich Bert Flemming, hochschulpolitischer SPD-Sprecher.

„Die Zulassung weiterer Studenten ist für uns überhaupt kein Problem“, versicherte Wissenschaftsstaatssekretär Erich Thies der taz. Trotzdem stehen die Zeichen nicht gut. Denn die Wissenschaftsverwaltung ist nur ein Kooperationspartner des Modellstudiengangs. Der andere ist die Innenverwaltung, die den Zulassungsantrag der beteiligten Hochschulen für 40 weitere Studenten bislang nicht abgezeichnet hat.

Staatssekretär Lancelle weitete seine Blockadepolitik gestern sogar auf die Absolventen aus. „Die kommen nicht im öffentlichen Dienst unter“, prognostizierte der Jurist die Berufsaussichten der Pumas. Lancelle will deswegen vor der Neuzulassung wissen, wie „die Chancen der Absolventen bei den Privaten sind“. Die Antwort gab ihm Präsident Keßler: Die ersten Praktikumsphasen der Studenten seien abgeleistet, je zur Hälfte in der Ministerial- und Kommunalverwaltung. Die beiden Hochschulen hätten nun mehr Anfragen von Praktikumsgebern, als es Studenten gebe. Die bündnisgrüne Abgeordnete Sybille Volkholz hatte angekündigt, daß ihre Fraktion das Puma-Problem grundsätzlich lösen wolle: Sie habe im Abgeordnetenhaus beantragt, die bislang senatsinterne Fachhochschule als „freie Fachhochschule“ neu zu gründen. Christian Füller