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■ Werbeaktion lief nicht nach PlanKartoffelchips im Internet

Amsterdam (taz) – Das Ende der etwas anderen und leicht ruinösen Werbeaktion kam praktisch über Nacht. Der niederländische Karoffelchips-Fabrikant Smiths Food Group hatte vor einigen Monaten eine scheinbar originelle Idee: In den Tüten mit der Marke „Crocky“ waren kleine Rubbelbilder versteckt. Darauf war eine Fußballszene zu sehen, das Ganze in Felder gerastert. Der Ball war allerdings nicht zu sehen. Wer an dem Bildchen am richtigen Quadrat rubbelte und den Ball zum Vorschein brachte, der konnte das Bildchen einsenden und bekam für die richtige Lösung zehn Gulden überwiesen. Jeder Teilnehmer hatte nur einen Versuch: Auf jeder Karte durfte nicht mehr als ein Quadrat freigekratzt werden.

Auf die kleine, verkaufsfördernde Maßnahme folgte eine unvorhergesehene Reaktion. Ende August hatten Arnoud de Jong und Sander Zwart, zwei Studenten aus Groningen, die Rätsel geknackt und ihre 1.455 richtigen Antworten im Internet veröffentlicht. Die Jugend der Niederlande nahm sich ein Beispiel und rubbelte und rubbelte. Zunächst kratzte das den Chips-Hersteller nicht weiter. Ihre Teilnahmebedingungen sahen vor, daß jeder Kartoffelchips-Konsument nur fünf Gewinnerballkarten einsenden und daher auf höchstens 50 Gulden hoffen dürfe.

Jetzt aber spannten die Ballsucher ihre Verwandten und Bekannte ein. „Ich kassiere 40 und meine Oma zehn Gulden“, erklärte ein Rubbler in einem Fernsehinterview den Deal. Die Internet-Seite mit den richtigen Lösungen wurde über 100.000mal abgerufen. Ganze Studentenhäuser quollen über vor Chipstüten, die geöffnet, in Schüsseln ausgekippt und nach den sogenannten „Scoorkaarten“ durchsucht wurden.

Ähnlich den Sammlern, die hierzulande an der Supermarktkasse mit konzentrierter Miene Überrraschungseier schütteln, um am Geräusch auf deren Inhalt schließen zu können, gingen junge Leute nun in niederländischen Lebensmittelmärkten vor: Systematisch wogen sie die „Crocky“-Tüten vor dem Kauf ab – in jeder Tüte, die schwerer als 210 Gramm war, mußte sich eine Ballrätselkarte befinden. Fernsehen, Radio und Zeitungen berichteten massiv über die Internet-Piraterie, und so ergab sich ein dynamischer Schneeballeffekt.

Sprecher von Smiths gaben sich angesichts dieser Situation bedeckt und bezeichneten den Werbeeffekt als „erfreulich“ und am Ende ganz bestimmt „kostendeckend“. Am 2. Oktober zogen die Chips- Fabrikanten jedoch die Notbremse und kündigten in großen Anzeigen landesweit das Ende der Rubbelei an. Es handele sich nicht mehr um ein Spiel, und der Spaß sei auch verflogen, beklagten sich die Salzgebäckhersteller. Im Kleingedruckten habe man ja auch darauf hingewiesen, daß die Aktion jederzeit beendet werden könne.

Keine Auskunft gab man übrigens darüber, was die schließlich ins Internet gefallene Werbemaßnahme gekostet hat. Beide Seiten überlegen nun, ob man sich noch vor den Richter schleppen könne. Die Rätselknacker Smith, weil die Aktion so plötzlich endete. Die Kartoffelchips-Produzenten die Internetler, weil die des Rätsels Lösung ausgeplaudert hätten.

Der Verbraucherbund räumt allerdings keiner der beiden Seiten Chancen auf einen gerichtlichen Sieg ein. „Was für ein Abgang“, zeigte sich Student Arnoud de Jong gegenüber dem Algemeen Dagblad enttäuscht. „Ich habe zwar erwartet, daß sie die Aktion vorzeitig stoppen, aber nicht, daß das so schnell passieren kann.“ Er selbst will „einige hundert Gulden“ an der Naivität des Chips-Fabrikanten verdient haben. Falk Madeja

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