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Lieber Köfte im „Bambi“ um die Ecke

■ McDonald's und Co haben einen schweren Stand in Istanbul: Der Imbiß vom Kiosk hat Tradition in der Türkei

Der „Bambi“-Kiosk am Taksim-Platz im Herzen Istanbuls ist ein langer Schlauch, gerade 20 Quadratmeter groß. Körbe voller Obst hängen über dem Tresen: Orangen, Äpfel und Bananen. Das Obst wird frisch gepreßt, Tausende Sandwiches stehen bereit. Auf Bestellung werden sie gefüllt: mit Käse, mit der türkischen Wurst Sucuk, mit Zunge oder dem Döner Kebap. Letzterer dreht sich 30 cm von der Kasse entfernt von morgens um 10 bis nachts um 2 Uhr.

Wie oft habe ich schon zu nächtlicher Stunde vor dem „Bambi“ gestanden und zwei Sandwiches mit Zunge und „amerikanischem Salat“ bestellt. Das Sandwich wird in den Toaster gepreßt, bezahlt wird entweder vor oder nach Übergabe der Mahlzeit. Die Produktion des Obstsaftes und des Sandwiches nimmt etwa 60 Sekunden in Anspruch – gerade Zeit genug für einen Blick auf den Fernseher, der in einer Ecke ständig läuft.

Die Sandwiches und Obstsäfte des „Bambi“ sind billiger und besser als jeder Hamburger. Und der Service ist zudem besser als in einem Fast-food-Laden. Mein „Bambi“ steht nicht allein da. Über ein Dutzend klitzekleiner Kioske, Tür an Tür, sind allzeit bereit, den Hunger der Massen zu stillen. Zehntausende Menschen werden täglich von den Kiosken abgefüttert. McDonald's hat es schwer mit seinen zwei riesigen Läden nahe des Taksim-Platzes, wenige hundert Meter entfernt. Die Kleinkapitalisten erwirtschaften ein Vielfaches vom Umsatz der US-Konzerns. „Der Westen hat es auf unseren Magen abgesehen“, titelte vor Jahren das Massenblatt Hürriyet. Mitte der achtziger Jahre drängten die Fast-food-Konzerne auf den Markt. Ob McDonald's, Wendy's, Burger King, Kentucky Fried Chicken oder Pizza Hut – mittlerweile haben sie sich etabliert. Doch die Türkei war schon früher ein Fast-food-Paradies. Die Kioske boten und bieten nicht nur Döner Kebap, Sandwiches und frisch gepreßte Säfte, sondern haben häufig alles im Sortiment, was man zum Leben braucht: Zigaretten, Feuerzeuge, Kaugummi, Kugelschreiber, Papiertaschentücher.

Am ehesten kann noch der Hamburger mit dem Döner und dem türkischen Hackfleischgemisch Köfte konkurrieren. Doch der Markteinstieg von Pizza Hut war ein Reinfall. Nach dem Markteinstieg von Pizza Hut entstanden Fast-food-Ketten, die die türkische Pizza Lahmacun anboten. Die Türken sind zwar traditionell in ihrem Eßverhalten, schätzen aber durchaus die Schnelligkeit. Und gerade da übertrumpften die Lahmacun-Ketten die Importpizza.

Wo die Konkurrenz so scharf ist, versuchen sich die ausländischen Fast-food-Konzerne mit Ideologie zu behaupten. Mit dem Image der hygienischen Herstellung sollen Kunden geködert werden: mal ein Werbespruch für kalorienbewußte Frauen, mal ein Spot über Sauberkeit. Und die Ketten können vor allem etwas bieten, was die Kioske ihren Kunden versagen: sozialen Freiraum für Jugendliche, den ihnen Staat und Gesellschaft verweigern. Die Fast-food-Restaurants gehören zu den wenigen Orten, wo Kinder und Jugendliche plaudern, trinken, essen oder sich ihre erste Liebe gestehen können. Ömer Erzeren, Istanbul

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