■ Mit Österreichs Energie auf du und du
: Keine neuen Kraftwerke

Köln (taz) – In den nächsten zwei Jahren sollen Österreichs Energieversorger keine neuen Kraftwerke bauen. Statt dessen sollten sie sich auf die kommende Liberalisierung des EU- Strommarktes vorbereiten, fordern das Ökologie-Institut Global 2.000 sowie WWF und Greenpeace-Österreich. Voraussichtlich Anfang 1997 wird die EU-Binnenmarktrichtlinie in Kraft treten und damit ab 1999 stufenweise mindestens ein Drittel des Strommarktes freigegeben werden.

„Wenn sich die Energieversorger nicht auf die neue Situation einstellen, werden sie vom Markt gefegt“, glaubt Stefan Moidl von WWF-Österreich. Wenn die österreichischen Energieunternehmen neue, teure Kraftwerke bauen, dann würden Unternehmer auf billigeren ausländischen Strom ausweichen. Österreich stünde dann vor einer Schwemme von ausländischem Atomstrom. Das ist besonders pikant, da Österreich 1978 bei einer Volksabstimmung dem Atomstrom entsagt hat. Heute schon klopfen die ausländischen Energieunternehmen in Österreich an. Die Bayernwerke interessieren sich für die Oberösterreichische Kraftwerks AG und der französische Strommonopolist EdF für die Steierischen Elektrizitäts- und Wasserwerke.

Derzeit produzieren Wasserkraftwerke 70 Prozent des Stroms der Alpenrepublik und Wärmekraftwerke 30 Prozent. Es bestehen sogar Überkapazitäten, erklärt Energieexperte Helmut Haberl vom Ökologie- Institut Wien. Dessen ungeachtet planen die meisten österreichischen Energieversorger fleißig neue Projekte. Außer den Tiroler Wasserkraftwerken und der Verbundgesellschaft, die für die österreichweite Energieversorgung zuständig ist. Sie haben Projekte wie den Bau neuer Flußkraftwerke an der Drau vorerst gestoppt.

Die Landesversorgungsunternehmen der acht anderen Bundesländer sollten deren Beispiel folgen, fordert Moidl und meint: „Auch andere ökologisch bedenkliche Projekte können zu einem ökonomischen Flop werden.“ Beispielsweise der teure Ausbau des Wärmekraftwerks Theiß an der Donau oder der umkämpfte Neubau des Flußkraftwerks Lambach an der Traun.

Die Umweltverbände begrüßen dennoch die Liberalisierung: Sie könnte helfen, die verkrusteten Strukturen der österreichischen Energiewirtschaft aufzubrechen und mit einer ökologischen Energiereform zu beginnen. Die Energiepolitik der Alpenrepublik solle sich an effizienter Eniergienutzung und dem Einsatz erneuerbarer Energien orientieren, fordern die Verbände. „Es ist durchaus EU-konform, Atomstrom und Strom aus Wärmekraftwerken steuerlich zu benachteiligen und saubere heimische Energien aus Wasser, Wind oder Sonne zu fördern“, so Helmut Haberl. Ralph Ahrens