■ Kommentar
: Das Tor zum Weltdorf

Moderne Zeiten: Ließ einst – gerade in Hamburg – die Arbeiterbewegung die internationale Solidarität hochleben, so bejubeln nun die Konzernchefs die internationale Konkurrenz – unter den Billiglöhnern.

Arbeit ist zu teuer, poltert es nun penetrant aus den Chefetagen, und als einzige Medizin gegen die Arbeitslosigkeit fällt den Herren bloß Stellenvernichtung und soziale Demontage ein. In Hamburg, dem Tor zum globalisierten Weltdorf, stimmt sogar der sozialdemokratische Bürgermeister in den Chor der satten Unken ein, daß die Lohnabhängigen hierzulande einen Wettkampf mit den Lohnabhängigen in ärmeren Ländern auszufechten hätten.

Die einstige Großwerft Blohm + Voss ist fest im Griff des Gespenstes namens Globalisierung. Der Betrieb wurde atomisiert, aber nicht, um besser nach Marktlücken im Bereich fortschrittlicher Technologien suchen zu können, sondern um ohne großen Widerstand abhängig Beschäftigte abzustoßen.

Windkraftturbinen und zukunftsträchtige Blockheizkraftwerke für eine dezentrale Energieversorgung aber verstauben, weil Manager lieber über Lohnnebenkosten lamentieren, als ihre eigenen zukunftsträchtigen Produkte anzupreisen. Wer mag es sich denn schon zum Beispiel mit den Brüdern im Geiste in den Chefetagen von Strom-Monopolisten wie PreussenElektra oder RWE verderben, die dezentraler Stromversorgung lieber keine Chance geben?

Heuer reicht der Kaufmannsgeist gerade so weit, die aus dem Stadtbild kaum wegzudenkenden Schwimmdocks – bislang erfolglos – in aller Welt wie Sauerbier anzubieten.

Julia Kossmann