Das Portrait
: Schwächen im Kaufmännischen

■ Kurt Neumann

Seine Sekretärin Barbara Burger will es mal so sagen: Nach dreißig Jahren vorbehaltlosen, aber nicht für alle bequemen Einsatzes für die Sozialdemokratie sei eine persönliche Krise mißbraucht worden, um ihn aus dem politischen Leben hinauszudrängen. Kurt Neumann (51), einst Berliner Juso-Vorsitzender und Altlinker, heute Rechtsanwalt in der Bundeshauptstadt und Abgeordneter des Deutschen Bundestages, ist am Montag aus der SPD ausgeschlossen worden. Er sei über die Entscheidung tief enttäuscht und verbittert, ließ Neumann gestern ausrichten.

Die Vorwürfe, die zum Parteiausschluß geführt haben, sind alt: Steuervergehen, Verdacht auf Untreue und Betrug, konkret: nicht ordnungsgemäße Weiterleitung von Mandantengeldern. Zweifel an seiner Seriosität waren schon 1994 aufgekommen, kurz nachdem er als Direktkandidat des Wahlkreises Kreuzberg/Schöneberg in den Bundestag gewählt wurde. Sie bestätigten sich, als er im März 1996 vom Amtsgericht Tiergarten wegen Untreue zu einer Geldstrafe verurteilt und ein zweites Mal, als die Berufung abgelehnt wurde. Er habe „Schwächen im Kaufmännischen“, gab er damals zu, betonte aber stets, „ein relativ guter und sozial engagierter Anwalt“ zu sein. Als solchen hatte ihn die Bonner SPD- Fraktion in den Petitionsausschuß des Bundestages entsandt. Seine Aufgabe: Beschwerden und Anliegen von Bürgern zu prüfen und an das Plenum des Bundestages weiterzuleiten.

Die Bundessozis hielten auch dann noch an Kurt Neumann fest, als die Staatsanwaltschaft längst ermittelte, die Berliner Landes-SPD ihn aufgefordert hatte, sein Direktmandat niederzulegen, und das Schiedsgericht des SPD-Kreises Steglitz ihn ausgeschlossen hatte.

Als Parteiloser will Kurt Neumann auch weiterhin Mitglied des Bundestages bleiben. „Ich selbst will mit den mir gegebenen Möglichkeiten weiter für meine sozialdemokratischen Ziele eintreten, auch im Deutschen Bundestag“, faxte er gestern in die Redaktionsstuben. In Bonn sei er schon fünf Monate nicht mehr gewesen, sagte Landesgeschäftsführer Rudolf Hartung. Der Grund: gesundheitliche Probleme. Im November 1994 war Neumann schon einmal mit Herz- Kreislauf-Problemen im Krankenhaus. Jens Rübsam