Deutsch-Türke verläßt Berliner CDU

Erdan Taskiran, früher Vorstandsmitglied der islamisch-extremistischen Organisation Milli Görüș, beendete die Debatte um eine Unterwanderung der CDU durch Parteiaustritt  ■ Von Dorothee Winden

Berlin (taz) – Der 26jährige Erdan Taskiran, den der Spiegel zum „türkischen Moslem-Extremisten“ aufbaute, der die Berliner CDU unterwandern will, hat seinen Parteiaustritt erklärt. Der Kreisvorsitzende der Kreuzberger CDU, Bruno Schicks, erklärte gestern, daß der Vorstand diesen Schritt „nicht mit Begeisterung“ aufgenommen hätte. Denn in der Öffentlichkeit könne der Austritt womöglich als Eingeständnis von Schuld aufgefaßt werden. Taskiran begründete seinen Austritt damit, daß durch die Pressekampagne nicht nur seine Person, sondern auch die CDU diskreditiert werde.

Doch was ist dran an den Vorwürfen? Gegenüber der Kreuzberger CDU, der Taskiran seit vier Jahren angehörte, erklärte er, daß er in jungen Jahren der Milli Görüș angehört habe. Vor zwei Jahren habe er die Verbindung aber beendet. Milli Görüș, zu deutsch: die „Neue Weltsicht“, wird vom Verfassungsschutz als islamisch- extremistische Organisation eingestuft. Ihre Anhänger streben an, die Türkei in eine islamische Republik zu verwandeln. Milli Görüș ist auch für antisemitische Hetze bekannt. Von Antisemitismus und Fundamentalismus distanzierte sich Taskiran gegenüber der taz ausdrücklich. Er habe sich immer für den christlich-islamischen-jüdischen Dialog eingesetzt. Insider gehen allerdings davon aus, daß Taskiran bei Milli Görüș noch eine Rolle spielt. Die Kreuzberger CDU spielte sein Engagement bei Milli Görüș herunter: Er habe offizielle Besucher begleitet und „nicht in hoher Verantwortung“ gestanden. Doch Taskirans Visitenkarte wies ihn damals als Vorstandsmitglied aus.

Dennoch hätte der Vorstand der CDU-Kreuzberg nach der Überprüfung der Vorwürfe keinen Anlaß gesehen, Taskiran aus der Partei auszuschließen, erklärte Schicks gestern. Im Ortsverband sei er nie durch „Kraftmeierei“ aufgefallen. Dort hatte es Taskiran immerhin zum Beisitzer im Vorstand gebracht. Beim letzten CDU-Landesparteitag war er der einzige Delegierte türkischer Herkunft. Taskiran lebt seit 17 Jahren in der BRD und hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Wie Schicks einräumte, ist die CDU vor einer Unterwanderung nicht gefeit: „Auch wenn er im Aufnahmeantrag seine Mitgliedschaft bei Milli Görüș angegeben hätte, hätten wir ihn aufgenommen.“ Denn diese Gruppierung sei dem Ortsverband unbekannt gewesen. Der CDU-Landesverband sieht keinen Anlaß, das Aufnahmeverfahren zu verschärfen. Pressesprecher Matthias Wambach: „Die CDU hat keinen Secret Service. Wir erwarten, daß der Verfassungsschutz uns von Unterwanderungsversuchen informiert.“