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Lehrstellengarantie für Jugendliche

■ Durch NRW-„Ausbildungskonsens“ nur noch 8.000 ohne Ausbildungsplatz. Modellcharakter für den Bund?

Essen (taz) – In Nordrhein- Westfalen werden in diesem Jahr alle ausbildungswilligen Jugendlichen eine Lehrstelle finden. Diese Garantie gab gestern der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) in Essen ab. Der vor drei Wochen besiegelte „Ausbildungskonsens“ – daran beteiligen sich neben den Industrie- und Handelskammern und dem Handwerkstag auch der DGB, das Landesarbeitsamt und die Landesregierung – werde sein Versprechen einlösen, sagte Clement. Er hoffe, daß die „konzertierte Aktion“ auch für die noch rund 7.900 unversorgten jungen Leute innerhalb der nächsten „vier bis acht Wochen“ zu einem betrieblichen Ausbildungsplatz führen werde.

Im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium wird die Lehrstellenkampagne koordiniert. Ab dem 12. Oktober können bisher nicht zum Zuge gekommene Jugendliche ihren Bewerbungswunsch unter der Telefon-Nummer (0130) 75 37 54 anmelden. Wer auch bei dieser Vermittlungsaktion noch leer ausgeht, wird „von den Kammern in kammereigenen oder von den Kammern initiierten außerbetrieblichen Ausbildungszentren ausgebildet“, so Clement. Dazu haben sich alle am Ausbildungskonsens Beteiligten schriftlich verpflichtet. Für die Bundesrepublik insgesamt komme dem NRW-Modell eine „Modellfunktion“ zu. Bundesweit suchen noch 38.500 Jugendliche einen Ausbildungsplatz.

Während die Jusos und die Bündnisgrünen in NRW eine Ausbildungsplatzabgabe zur Schaffung zusätzlicher Lehrstellen fordern, setzt Clement mit Unterstützung der SPD-Führungsgremien in NRW ganz auf konsensuale Vereinbarungen mit der Wirtschaft.

Auf diesen Kurs ist inzwischen auch die Bundespartei weitgehend eingeschwenkt. So wird es den lange angekündigten SPD-Gesetzentwurf zur bundesweiten Ausbildungsabgabe vorerst nicht geben. Mit knapper Mehrheit entschied sich der SPD-Bundesvorstand zuletzt dafür, erst einmal die Ergebnisse des NRW-Modells abzuwarten. Sollte der Ausbildungskonsens hier scheitern, will der SPD- Bundesvorstand eine Umlagefinanzierung über die Industrie- und Handelskammern initiieren. Erst wenn auch dieser Versuch fehlschlägt, soll schließlich das Gesetz über die allgemeine Ausbildungsabgabe eingebracht werden.

Wegen der geburtenstarken Jahrgänge werden in den nächsten Jahren nach den Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit über das jetzige Angebot hinaus bundesweit rund 100.000 Lehrstellen zusätzlich benötigt. Daß in NRW in diesem Jahr ein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage aller Voraussicht nach gelingt, hängt auch damit zusammen, daß 15.000 ehemalige BewerberInnen sich für einen weiterführenden schulischen Bildungsweg entschieden. Darüber hinaus landeten 14.500 lernschwächere NRW-Jugendliche in diesem Jahr in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Arbeitsämter und werden im nächsten Jahr erneut auf den regulären Lehrstellenmarkt kommen. Walter Jakobs

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