Grüne Frauenliste?

■ Kontroverse in Schleswig-Holstein

Einmal mehr müssen sich die schleswig-holsteinischen Grünen mit einem aus Hamburg importierten Politikmodell auseinandersetzen. Diesmal geht es um eine Frauenliste für die Landtagswahl im nächsten März. Initiatorin ist die Lübecker Frauenbeauftragte Angelika Birk. Sie saß für die GAL bereits in der hamburgischen Bürgerschaft.

Inzwischen hat Frau Birk den Landesverband gewechselt und eine Initiative für eine Frauenliste zur Landtagswahl gestartet. Sie hat damit Erfahrungen, denn sie war nicht nur Mitglied der allerersten GAL-Bürgerschaftsfraktion, sondern rotierte 1989 auch kurz auf dem Ticket der Frauenfraktion in Hamburgs Rathaus – um bald danach nach Lübeck zu gehen.

Schleswig-Holsteins Grüne haben wenig gute Erfahrung mit dem Import metropolischer Politikideen – jahrelang bekamen sie im Flächenland kein Bein auf die Erde, weil sie den Ökosozialismus imitierten. Das hat wenig mit der Fraueninitiative zu tun, außer einem Strukturmerkmal. Was in der großstädtischen Szene zeitweilig durchsetzbar ist, muß nicht unbedingt Erfolg in der Provinz versprechen.

Also hält das grüne Establish-ment im Norden voll dagegen. Im neuen Mitgliederrundbrief vertritt eine politisch sehr einflußreiche Frau das Contra zur Birkschen Position: Irene Fröhlich aus Husum. Die nordfriesische Kreistagsabgeordnete war lange Jahre Landesvorstandssprecherin und Spitzenkandidatin bei der vorigen Landtagswahl – die für die Grünen nur um Millimeter am Kieler Landeshaus vorbeiging.

Frau Fröhlich hat ein pragmatisches Hauptargument: Eine Partei, die jahrelang die freigehaltenen Frauenplätze im Landesvorstand nicht besetzen konnte, schade sich nur, wenn sie jetzt allein auf die Frauen setze. Sie will weiterhin mit dem Reißverschlußverfahren arbeiten: eine Frau, ein Mann, eine Frau ...

Beide, Frau Fröhlich und Frau Birk, bewerben sich um Platz Eins der Landesliste. Frau Birk übrigens unabhängig davon, ob ihre Initiative erfolgreich ist. Jürgen Oetting