Lachen, das nicht vergehen darf

Die 22jährige Szilvia aus Ungarn erzählt von geschlossenen Kindergärten in ihrem Land, überlasteten Müttern, die tagsüber Geld verdienen müssen und dennoch zu wenig zum Essen haben. „Die Kinder in Deutschland wissen gar nicht, wie gut es ihnen geht“, meint sie.

Deutschen Kindern fehlt es vielleicht nicht am Lebensnotwendigsten – doch auch sie haben einiges zu beklagen. Zweifler konnten sich beim gestrigen Kinderkongreß des Deutschen Roten Kreuzes in Bremen davon überzeugen. „Deutsche Eltern reden im Durchschnitt sechs Minuten pro Tag mit ihren Kindern“, klagte etwa DRK-Vizepräsidentin Soscha Gräfin zu Eulenburg. Viele Kinder erlebten sich, bewußt oder unbewußt, als Störfaktor unter älteren Menschen. Gastreferentin Inge Schwank von der Uni Oldenburg pflichtete dem bei: „Wenn ein Zug vorbeibraust, wird das als normal empfunden, wenn aber Kinder auf dem Hinterhof schreien, regen sich die Nachbarn auf.“ Wer so denke, fördere den Niedergang der elementaren Kinderrechte auf Lachen und Glück.

Nicht nur die Großen, auch die Kleinen redeten gestern über die Kleinen – Kinderpodiumsdiskussion. Jugend-Rotkreuzer Kai (16): „Es gibt in Bremen verdammt wenige Kinderspielplätze, aber immer mehr Häuser und Straßen. Wo bleibt da unsere Mitbestimmung?“ Vor acht Jahren kam Kai übel unter die vier Räder eines Rasers. Rot angelaufene Narben unter seinem rechten Auge wie am Schienbein zeugen noch heute davon.

Andere, vermeintliche Probleme – vom Taschengeld zur elterlichen Sperrstunde – verblaßten dagegen zu Problemchen. „Daß sich meine Eltern Sorgen machen, wenn ich abends lange wegbleibe, kann ich verstehen“, befand Katja (14) freimütig. Die gleichaltrige Katharina fand „das ganze Theater heute“ um sich und ihresgleichen gar „ziemlich doof“. Wenn sie mit ihren Eltern etwas besprechen wolle, dann müsse sie nicht auf den Marktplatz kommen, fand sie. Aber schließlich halfen auch ihre Freundinnen mit beim Spieleparcours des JRK (Jugendkreuzringes), und sie hatten dabei nicht zuletzt eine ganze Menge Spaß. ahm

/ Foto: Nikolai Wolff