■ Am Rande
: Noch'n Fossil

Runde Geburtstage von Betagten im Flüchtigkeitsmedium Fernsehen sind eine ambivalente Sache. Die Galas für abgehalfterte Showstars sowieso (Danke noch mal, liebe ARD, für den 1-A-Freddy- Streifen), aber Magazin-Jubiläen kaum minder. Da mischt sich das Gebot, einen Glückwunsch zu entbieten, mit der Frage, „wie ist es nur möglich?“. Sei's drum. „Report Baden-Baden“ strahlt heute abend jedenfalls eine Jubiläumssendung zum 30. Geburtstag des Polit-Magazins aus. Warum erst heute, weiß der Henker. Denn will man dem Heftli des SWF glauben, ging die erste „Report“-Sendung am 25.4. 1966 über den Schirm. Damit ist die Sendung zwar steinalt, aber nach „Panorama“ und „Monitor“ unter noch existierenden ARD- Magazinen aus den Kindertagen des Fernsehens trotzdem die jüngste. Ab 1972 teilte sich der SWF die redaktionelle Verantwortung für das Magazin mit dem BR, und seit 1977 kommt die Sendung abwechselnd aus Baden-Baden und München. Die ersten zehn Jahre der BB-Variante wurden nicht zuletzt durch große Namen geprägt. Günter Gaus moderierte die Sendung in den ersten Jahren, bis 1967 mit Peter von Zahn ein anderes Urgestein des deutschen TV-Journalismus das Zepter übernahm. Ab 1972 dann die Ära Franz Alt. Der Mann, der Pastor Jürgen Fliege vorwegnahm, indem er die persönlichen Betroffenheitsnöte in den Magazin-Journalismus einführte, durfte die Nation 20 Jahre zur Besserung mahnen, bis ihn seine offene Parteinahme für die Friedensbewegung den Job kostete. Seitdem wird „Report BB“ irgendwie moderiert, ohne daß es die Sendung zu einem prägnanten Gesicht gebracht hätte. Vier Jahre versuchte sich Jochen Waldmann, und seit Januar 1996 macht SWF-Chefredakteur Ulrich Craemer auch eher unauffällig den Job. Aber immerhin hat auch der „Report BB“ ein Highlight in Sachen verdienstvoller Skandalaufdeckung in seiner Vita. Daß seinerzeit erstmals ruchbar wurde, daß der bajuwarische Bäder-König Zwick schwerst amigomäßig mit Landesfürst Franz-Josef schlammgebadet hatte, ging auf eine Reportage des Magazins zurück. Also von mir dann doch eher: Glückwunsch! Reinhard Lüke