: Flo: Torjäger mit Köpfchen
■ Werder Bremen stellt neuen Stürmer vor / Gerüchte um Leistenoperation bei Marco Bode „reine Spekulation“
Verdammt hektisch waren die letzten Tage für Werder Bremens neuen Torjäger Håvard Flo. Gestern wurde die neue Nummer 10 offiziell von Manager Willi Lemke vorgestellt. Aber für den Spieler selbst dürfte der vergangene Donnerstag wichtiger gewesen sein. Da wurde der 26jährige zum zweitenmal Vater.Flo, der vom dänischen Erstligisten Aarhus GF kommt, ist nun bei Werder bis zum 30. Juni 2000 unter Vertrag. Zur Ablösesumme wollte Lemke nichts sagen, konnte dann aber Gerüchte um zwei Millionen Mark nicht dementieren. Jedenfalls wurde der Wechsel rasend schnell vollzogen. „Ich habe Flo vor zwölf Tagen zum erstenmal getroffen“, berichtete Lemke.
Neben Werder waren noch Vereine aus Italien, Spanien und England an dem Norweger interessiert. Flo entschied sich aus zwei Gründen für Werder: Zum einen habe sein Landsmann Rune Bratseth Werder in der Heimat bekannt gemacht. Zum anderen sei er fasziniert von der familiären Atmosphäre bei den Bremer Profis. „Und die ist mir wichtiger als Geld“, so der Stürmer. Außerdem wird er beraten von Erik Soler – bis 1986 HSV-Profi. Der kennt sich aus in der Bundesliga.
Übrigens: Daß seine Großmutter gesagt habe, er solle in Bremen arbeiten und in Italien Urlaub machen, bezeichnete Flo als arg übertrieben. Sicher habe er Rat bei der Familie gesucht. Aber das mit der Oma sei ziemlich weit her geholt.
Ernst wird es für den gebürtigen Stryner (sieben Autostunden von Oslo entfernt) bereits morgen. Trainer Hans-Jürgen Dörner will ihn beim Testspiel gegen Casino Salzburg auflaufen lassen. Grund: „Flo ist sehr kopfballstark und damit eine ideale Ergänzung für uns“, erläuterte Dörner seine Entscheidung zugunsten des Norwegers.
Flanken per Kopf zu verwandeln, dürfte dem „englischen Stümer“ (Flo über Flo) mit 1,87 Meter Körpergröße nicht schwer fallen. Und auch beinharten Verteidigern hat er einiges entgegenzusetzen: Håvard Flo wiegt 86 Kilogramm. Und seine Schuhgröße 43 dürfte sich kaum negativ auf sein Dribbling auswirken.
Zum Privaten: Flo fährt gern Ski oder geht angeln. Oder er rockt mit Ehefrau Anne Grethe auf Tina Turner ab. Aber im Moment zwackt er natürlich jede freie Minute ab für seine beiden Söhne Markus (2) und Fredrik. Derzeit wohnt die Familie noch in Aarhus, sie kommen aber in zwei Wochen nach Bremen. Dann heißt es gemeinsam deutsch lernen. „Guten Tag“, ging gestern schon fließend. Aber: „Er soll Tore schießen und keine Interviews in deutsch geben“, merkte Trainer Dörner an.
Am Rande der Flo-Vorstellung kamen dann auch Fragen zum Gesundheitszustand von Marco Bode. Es waren Gerüchte aufgetaucht, denen zufolge Bode an der Leiste operiert werden müsse. „Der muß sich zur Zeit schonen. Er trainiert nur eingeschränkt, fährt auch nicht mit nach Salzburg“, berichtete Lemke. Aber: Eine Operation oder ein längerer Ausfall, seien „reine Spekulation“. Jens Tittmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen