Geburtstagsspaß Zeckenklatschen

■ In Brandenburg wurden zwei Jugendklubs überfallen. Ein Opfer liegt mit Schädelbruch im Krankenhaus

Berlin (taz) – Waren es nur randalierende Jugendliche oder doch rechtsorientierte Schläger? Zwei Jugendklubs wurden in der Nacht zum Samstag nahe der brandenburgischen Kleinstadt Prenzlow/ Landkreis Uckermark innerhalb von nur einer halben Stunde angegriffen. Noch ist nicht klar, ob zwischen den beiden Überfällen ein Zusammenhang besteht.

Dagegen ist der Tathergang inzwischen ermittelt: 15 Jugendliche stürmten am Samstag morgen kurz vor ein Uhr gewaltsam das kirchliche Jugendzentrum von Sternhagen und bedrohten die Gäste mit Baseballschlägern und Schlagringen. Ein 19jähriger Angreifer schlug den Leiter des Klubs mit seiner Waffe auf den Kopf. Das Opfer erlitt einen Schädelbruch, befindet sich aber laut Staatsanwaltschaft Neuruppin nicht in Lebensgefahr. Fünf Täter sind inzwischen verhaftet. Dem Hauptangreifer droht eine Anklage wegen versuchten Mordes.

Die Schläger waren von einer Geburtstagsfeier aus dem Nachbardorf Protzlau gekommen. Zu deren Abschluß hatte der betrunkene Gastgeber, so die Staatsanwaltschaft, zum „Zeckenklatschen“ eingeladen; daraufhin fuhren die Gäste mit mehreren Autos in das fünf Kilometer entfernte Sternhagen.

Ob der Überfall aber tatsächlich so spontan stattgefunden hat, und ob die Geburtstagsgesellschaft wirklich nur für den einen Überfall verantwortlich ist, ist noch nicht geklärt. Denn kaum eine halbe Stunde zuvor hatten sieben oder acht Jugendliche einen anderen Klub in der 30 Kilometer entfernten Nachbargemeinde Klockow überfallen. Nachdem auch sie – Naziparolen grölend – mit Baseballschlägern die Einrichtung zertrümmert hatten, attackierten sie zwei Jugendliche mit Fäusten. Wegen der schummrigen Beleuchtung im Klub konnten die Opfer keinen der Täter erkennen.

Nach Ansicht des Neuruppiner Staatsanwalts Gerd Schnittcher gibt es wahrscheinlich keinen Zusammenhang zwischen den beiden Überfällen. Denn die über 30 Kilometer lange Strecke zwischen beiden Tatorten sei so schnell nicht zu bewältigen. Außerdem hätten die Opfer des Klockower Überfalls die Täter aus dem Nachbarort auf Fotos nicht wiedererkannt.

Die Geburtstagsgäste, von denen einige bereits wegen Zeigen des Hitlergrußes vorbestraft sind, könnten sich allerdings schon auf dem Fest geteilt haben und in zwei Gruppen zum „Zeckenklatschen“ gefahren sein. Denn ob das Fest wirklich nur eine Geburtstagsfeier war und kein Neonazitreffen, ist noch nicht geklärt. Clemens Heidel