Klägliches Ende für Kölner Klagemauer

■ Nach Gerichtsurteil wurden Wandtafeln vor dem Dom abgeräumt

Köln (AP) – In einer Nacht- und-Nebel-Aktion haben die Stadt Köln und die Hohe Domkirche am gestrigen Morgen die von einem Obdachlosen vor dem Hauptportal des Kölner Doms errichtete „Klagemauer“ entfernen lassen.

Der Gerichtsvollzieher überreichte gegen 4 Uhr dem seit fünf Jahren in einem Zelt an der Domwand lebenden Initiator des Mahnmals, Walter Herrmann, den Räumungsbefehl und veranlaßte kurz darauf die Räumung. Die Aktion verlief ohne Zwischenfälle.

Die Klagemauer war 1991 von Herrmann aus Protest gegen den Golfkrieg unmittelbar vor dem Domeingang errichtet worden. Seitdem hatten Einheimische und Touristen aus der ganzen Welt Pappkarten an die mit Schnüren versehenen Wände geheftet, auf denen sie ihrem Wunsch nach Frieden und sozialer Gerechtigkeit Ausdruck gaben. Herrmann selbst hatte in einem Verschlag an der Dommauer gelebt. Der Räumung war ein jahrelanges juristisches Tauziehen vorangegangen. Zuletzt hatte am 24. September das Kölner Landgericht einer Räumungsklage der Stadt entsprochen.

Die Bestandteile der Klagemauer selbst, das Zelt des Obdachlosen und dessen Habe seien von Speditionsunternehmen in Kisten verpackt und zur Alten Feuerwache Melchiorstraße gebracht worden, berichtete die Stadt. Die Räumung dauerte fast fünf Stunden, da neben den Habseligkeiten „in großem Umfang abgelagertes Gerümpel entfernt werden mußte“. Verhandlungen der Stadt Köln mit dem Obdachlosen Walter Herrmann über eine Verlegung der Klagemauer an eine andere Stelle waren zuvor ohne Ergebnis geblieben.