Die grüne Perspektivenfrage

■ betr.: Tagesthema, taz vom 14. 10. 96

Rheinischen Frohsinn strahlt Joschka Fischer, der rheinische Kapitalismusbefürworter, nicht gerade aus. Auf dem 2. Grünen Perspektivenkongreß in Hannover zeigte er sich entschlossen schlecht gelaunt und dem Abspecken grüner Vollwertkost politisch verpflichtet. Was die anderen auf dem Podium auch immer vorgaben, ihm kam es darauf an, besonders die professoralen Nachdenklichkeiten von Frigga Haug und Micha Brumlik und Jan Priewe als dummes deutsches Professorenzeug abzuweisen, um alles politisch auf die Machtfrage niederzubuchstabieren. Das kommt bei allen Desillusionierten gut an, zumal Meister Fischer vorgibt, alle Illusionen bereits selbst radikal durchlebt zu haben. Doch dreht es sich dann um die Machtfrage pur, keimen die visionären Sorgen derjenigen, die den Machthabern mißtrauen. Sein von Frigga Haug kritisierter Kommunikationsstil ist nicht nur äußerlich mißzudeuten.

Allerdings verdient er es, politisch ernster genommen zu werden, als die herrschenden Hommagen es betreiben. Wofür er dort gelobt wird, könnte alsbald grün-feministische und sozial-ökologische Wüstenei produzieren, die die Grünen/B'90 zur Posthistoire modernisiert. Ein Machtbeispiel wie Bill Clinton demonstriert sinnfällig, wie präsidial demokratische Politik zur Nichtigkeit verkommen kann. Halina Bendkowski,

Berliner FrauenfrAKTION