Alte Ritterkreuzträger ohne Pomp empfangen

■ Beim Ost-Treffen mußten die von Hitler dekorierten Herren unter sich bleiben

Dresden (taz) – Dresden ist ein Schnupfen wert. Denn viel mehr war nicht zu holen für die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger. Am Samstag versammelten sich die von Hitler persönlich dekorierten Kriegshelden in Dresden; aber zum ersten Mal in der 42jährigen Geschichte des Ordens mußten unter dem Druck öffentlicher Proteste sämtliche Auftritte abgeblasen werden. Denn nach der Weigerung des Oberbürgermeisters, die Ritterkreuzträger zu empfangen, bekam auch die Bundeswehr kalte Füße und sagte die Begleitung einer „Gedenkstunde“ auf dem Nordfriedhof ab. Daraufhin zog sich der beleidigte Orden auf „Privatbesuche“ des Kriegerdenkmals und des Militärhistorischen Museums zurück.

An der Zufahrtstraße zum Friedhof wurden die Träger des Eisernen Kreuzes durch eine Gegendemo aufgehalten. Als DemonstrantInnen die Straße blockierten, griff die Polizei ein. 45 Personen wurden für die Dauer des Ordenstreffens in Gewahrsam genommen. Die Einsatzleitung rechtfertigte dies auch damit, daß aus der friedlichen Demonstration heraus ältere Personen pauschal angegriffen worden seien.

Am Nordfriedhof, wo seit der Kaiserzeit hochrangige Militärs begraben liegen, wurden die Ordensritter zur Rede gestellt, auch von DresdnerInnen, die den Krieg noch selbst erlebt haben. In diesen Diskussionsrunden gaben sich einige junge Bundeswehrsoldaten alle Mühe, die Wehrmacht als Armee wie jede andere und den Orden als „Traditionsverein“ zu verteidigen.

Das Jahrestreffen war erst durch eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen im Dresdner Stadtparlament bekanntgeworden. Als Termin war zunächst ausgerechnet der 9. November im Gespräch, was Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) in der Fragestunde nicht dementierte. Am gleichen Abend stellte die Bundeswehr den Termin richtig. Erst auf erneute Anfrage erklärte Wagner, er werde die Ordensritter nicht empfangen. Eine von den Bündnisgrünen angeregte gemeinsame Erklärung des Stadtparlaments gegen das Treffen in Dresden wurde lediglich von der PDS-Fraktion unterstützt. Die SPD erklärte, sie wisse zuwenig über den Orden, die CDU sah „bei allen Vorbehalten keine Gefahr für die Demokratie“. Hoch erfreut zeigte sich die Bundeswehr. Generalmajor Michael von Scotti sandte ein Grußwort: Er freue sich, daß als Tagungsort die „altehrwürdige Residenz- und Garnisonsstadt Dresden ausgewählt wurde“. Detlef Krell