Angeschwemmte Stilvielfalt

■ hsv-Sieg beim zweiten „Poetry Slam“ im LAOLAclub!

Der LAOLAclub! ist einer der Katalysatoren jener literarischen Welle, die seit geraumer Zeit mit einer Vielzahl von Lesungen und literarischen Happenings über Hamburg schwappt. Dabei hält das LAOLA!-Konzept, „Bands und Literatur“, stets subkulturelle Highlights bereit, die zum Visitieren der Räumlichkeiten in der Rentzelstraße verlocken. Am Dienstag lud der Club nach einer Sommerpause zu seinem zweiten Poetry Slam.

Solche Kampflesungen verdeutlichen zwar, daß mit einer hobbyliterarischen Flut auch wenig Berauschendes angeschwemmt wird. Andererseits wird das nicht unbedingt relevant, wenn die scherzhafte Verwurstung von Literarischem in Leistungssportliches, also eine Betonung des Performativen, und die Applaus-Entscheidungsgewalt des Publikums über „gute und schlechte Literatur“ den Mittelpunkt bilden. Außerdem hält ein Poetry Slam immer noch das Versprechen für Glanzstücke parat.

Gegner der Lokalmatadoren vom Hamburger Schriftsteller-Verein „hsv“ waren diesmal die Literaten des „Writer's Room“. Den „1. LAOLA-Gewinnteller“ konnte am Ende der hsv einheimsen. Das Dutzend jeweils fünfminütiger Rezitationen bot eine breite Stilvielfalt. Während professionelle Performances einen Eindruck schinden können, der im Widerspruch zum literarischen Gehalt stehen kann (die spaßige „Ponal“-Erzählung Michael Noltensmeiers zählte dazu nicht), sind weniger plakativ vorgetragene Texte in einem auf kurzlebigen Pointenreichtum bedachten Rahmen schon per se chancenloser (Ausnahme hier: die eindringliche Lesung Nina „Ich kann das jetzt nicht“ Jaeckles).

Im LAOLAclub! bot sich damit erneut ein Poetry Slam, der charakteristische Ingredienzien versammelte: Inhaltlich zwischen schlimmer Pseudoliteratur und Veritabel-Poetischem. Dazu paßte der anschließende Auftritt des dubiosen Country-Rockabilly-Trios Die 1/2 Couch, das dem Abend eine stimmige Abrundung verpaßte.

Christian Schuldt