Musik aus Theresienstadt beim NDR

Eines ist Pavel Haas, Gideon Klein und Hans Kràsa gemeinsam außer ihrer tschechischen Identität: Ihr Leben endete am selben Ort, Theresienstadt, zur selben Zeit, 1944/45. Gemeinsam konnten sie dort komponieren und ihre Werke aufführen, der Schreckensort war Vorzeige-KZ. Haas und Kràsa wurden in Auschwitz vergast. Klein kam im Konzentrationslager Fürstengrube um. Ihre Musik steht erst jetzt wieder auf.

Das Programm am Mittwochabend im Studio 10 des NDR war prallvoll und abwechslungsreich. In Kràsas Passacaglia und Fuge für Streichtrio zu Beginn wie auch in der folgenden Musik verwunderten die Ruhe und der Optimismus der im Lager komponierten Werke. Einzig in den auffallend häufigen musikalischen Reminiszenzen an das Leben „draußen“ und „früher“ (Walzer, Schlagerzitate) steckte tiefe Wehmut. Das dunkelste Werk des Abends, Pavel Haas' 1. Streichquartett op. 3, entstand 1920 und wurde von Florin Paul, Marius Nichiteanu, Ruxandra Klein (beide Bratsche) und Dieter Göltl sensibel und souverän vorgetragen. Haas' Suite für Oboe und Klavier und 6 Lieder im Volkston op. 1 hatten in Paulus von der Merwe, der Sopranistin Stephanie Stiller und Werner Hagen am Klavier gleichfalls kompetent-engagierte Interpreten.

Volkston blieb, neben viel Chromatik und Harmonik am Rand der Tonalität (Anklänge an Janacek und die Schönbergschule), das Gemeinsame auch in Liedern von Kràsa und nochmals Haas – Christfried Bierbach, Bariton – und in dessen gemüt- und humorvoller Pastorale für Klavier. Gideon Kleins Streichtrio von 1944, nach einem finsteren, vielgliedrigen Lento-Satz, endete in frohgemuter Vielstimmigkeit. Ein Abend mitnichten zum Trauern. Ein Abend mit guter Musik. Schön.

Stefan Siegert