Alles Illusion?

■ „Gehirn, Kommunikation, Kultur“: Eine Diskussion in der Universitätsbibliothek

Was steuert das Verhalten der Neuronen im Gehirn? Wie unterscheidet es, was Realität ist, was Illusion? Fragen dieser Art standen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion, die gestern unter dem Titel „Gehirn, Kommunikation, Kultur“ im Bibliothekssaal der Uni Bremen stattfand. Im überfüllten Saal lauschte das vorwiegend studentische Publikum den – englischsprachigen – Vorträgen von fünf Koryphäen in Sachen Neurophysiologie, Physik und Mathematik.

Wobei sich die Diskussion in der dünnen wissenschaftlichen Luft abspielte, die bei geistigen Höhenflügen oft entsteht. Jedenfalls ging (unsichtbare) Erleichterung durch die Reihen, als nach anspruchsvollen Einleitungsvorträgen der Professoren aus den Universitäten Berkeley (Californien), Stuttgart, Marseille und Bremen einer der Herren sich zu anschaulichen Tafelbildern herabließ, um optische Illusionen und Paradoxa zu illustrieren. „Kognitive Konturen“ und Vexierbilder wurden skizziert. Gut bekannt sind die zwei gleichlangen Linien, die – mit jeweils unterschiedlich ausgerichteten Pfeilspitzen versehen – unterschiedliche Länge vortäuschen. Aber was sind eigentlich, fragten sich die Gelehrten, Kriterien, mit denen wir homines sapientes festmachen, ob ein Sinneseindruck bloß Lug und Trug ist? Zum einen sei es die „Lebhaftigkeit“ des Eindrucks, die über seine Glaubwürdigkeit entscheidet, zum anderen sei die Anzahl der Sinne wichtig, die uns den Eindruck vermittelt. Beispiel: Korrelieren optischer und akustischer Sinn, messen wir dem Eindruck größere Gültigkeit zu. Am wichtigsten aber sei „die Meinung der Anderen“, so die Forscher. „Wenn neun von zehn Leuten behaupten, etwas ist Realität, glaubt das der Zehnte nach einer Stunde auch“. Fazit: Es gibt gleichzeitig eine individuelle Entwicklung des Gehirns und eine sozial determinierte.

Mu