Zairische Rebellen wollen Präsident Mobutu stürzen

■ Kämpfe verhindern Versorgung von 400.000 Menschen. Internationale Gemeinschaft vermittelt

Nairobi (dpa/rtr/taz) – Rebellen des Tutsi-Stammes der Banyamulenge, die sich in der zairischen Provinz Südkivu seit über einer Woche mit der zairischen Armee heftige Gefechte liefern, haben zum Sturz des autoritären Regimes von Mobutu Sese Seko aufgerufen. Die Banyamulenge seien dabei, mit bewaffneten Gruppen anderer Stämme den Kampf auszuweiten, sagte gestern ein Sprecher der Rebellen in der ruandischen Hauptstadt Kigali.

Die Rebellen stehen etwa 30 Kilometer vor der Stadt Bukavu. Zairische Offiziere haben inzwischen mit beschlagnahmten Autos die Flucht ergriffen. In und um Bukavu sind rund 380.000 Flüchtlinge ruandischer und burundischer Hutu sowie etwa 20.000 Zairer in Nothilfelagern vom Nachschub an Nahrungsmitteln abgeschlossen. Hilfsorganisationen warnten erneut vor einer Hungerkatastrophe.

Derweil versucht die internationale Gemeinschaft, eine Lösung zu finden. Zaires Premierminister Kengo Wa Dondo bat am Donnerstag die belgische Regierung, eine Vermittlungsmission der EU zu koordinieren. Die USA forderten die Regierungen Zaires und Ruandas zu direkten Verhandlungen auf. Zaire wirft Ruanda vor, die Rebellen zu unterstützen. Ruanda hat den Vorwurf dementiert.

Die Banyamulenge, eine rund 400.000 Menschen zählende Tutsi- Volksgruppe, leben seit über 200 Jahren in der heutigen ostzairischen Provinz Südkivu. Zaire wollte die Tutsi-Minderheit neulich ausweisen, wogegen sich die Guerilla der Banyamulenge wehrte. Die Kämpfe lösten die Flucht von inzwischen fast 400.000 Menschen aus.

Sadako Ogata, die UN-Flüchtlingshochkommissarin, hat die ruandischen Flüchtlinge aufgerufen, nach Ruanda zurückzukehren. Ihre Nachricht wurde über die lokalen Radios ausgestrahlt. Seit 1994 trauen sich über eine Million Hutu nicht nach Ruanda zurück, weil sie Repressalien der Tutsi-dominierten Regierung fürchten. Sie wurden von Hutu-Milizen, die für den ruandischen Völkermord vor zwei Jahren verantwortlich sind, systematisch gegen die Führung in Ruanda aufgehetzt. ds