Mister Peanuts hat ausgeknuspert

Hilmar Kopper tritt als Vorstandschef der Deutschen Bank zurück und will als Aufsichtsratsvorsitzender weiterlenken. Sein Nachfolger Rolf Breuer soll das Investment-Banking ausbauen  ■ Von Ulrike Fokken

Berlin (taz) – „Geht er nun frühzeitig oder nicht?“ spekulierten deutsche Banker zwei Jahre lang. Mit jedem neuem Gerücht über seinen Abgang als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank verkündete Hilmar Kopper: „Ich habe noch viel vor“, und blieb im obersten Stock des Frankfurter Turmbaus sitzen. Seit gestern jedoch haben sich die Spekulationen bewahrheitet: Der Aufsichtsrat der größten und einflußreichsten deutschen Bank gab bekannt, daß Hilmar Kopper „auf eigenen Wunsch“ nach der nächsten Hauptversammlung am 20. Mai 1997 als Vorstandschef zurücktreten werde. Sein Vertrag wurde noch im Sommer bis 1998 verlängert, warum nun der schnelle Abgang kam, bleibt vorerst das Geheimnis des Bankhauses.

Neuer Vorstandschef wird der bisher für das zukunftsträchtige Investment-Banking zuständige Rolf E. Breuer. Mit Kopper geht auch Ulrich Cartellieri. Bereits zum Ende des Jahres verläßt aus Gesundheitsgründen Ellen Schneider-Lenné, einzige Frau im Vorstand, die Führungsetage. Der jetzt 59jährige Cartellieri hatte schon vor Jahren angekündigt, mit 60 „zu neuen Ufern“ aufbrechen zu wollen. Er stellt sich ebenso wie Kopper als Aufsichtsrat zur Wahl. Im Frühjahr nämlich wird der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Christians mit 75 seinen Sessel räumen. Und den kann am besten Hilmar Kopper ausfüllen, so die Deutsche Bank. Da nur Josef Ackermann von der Schweizerischen Kreditanstalt neu in den Vortsand berufen wurde, schrumpft das Gremium von zwölf auf zehn Mitglieder. Die von Kopper lang angekündigte Verkleinerung des Vorstands auf sieben oder acht konnte er also nur zum Teil durchsetzen.

Der umstrittenste Vorstand, Ulrich Weiss, bleibt. Seit 17 Jahren sitzt Weiss im Vorstand und ist nurmehr für Personal zuständig. In der größten Affäre um die Deutsche Bank, die Pleite des Immobilienspekulanten Schneider, gilt er als Hauptverantwortlicher. Zehn Tage lang hatte Weiss einen Brief von Schneider verschwiegen, in dem der seine Zahlungsunfähigkeit der Bank mitgeteilt hatte. Für die 50 Millionen Mark ausstehende Rechnungen von geprellten Handwerkern prägte Kopper den berüchtigten Begriff „Peanuts“.

Wenn er die Großschäden seiner Amtszeit überblickt, hat Kopper für seine Firma sogar recht: Bei den Optionsgeschäften der Metallgesellschaft, dem jahrelangen Siechtum der Klöckner-Humboldt-Deutz oder den jüngsten Aktienschiebereien bei der englischen Tochter Morgan Grenfell schrieb die Deutsche Bank jeweils rote Zahlen in drei- oder vierstelliger Millionenhöhe.