Könige des Schneeballs vorm Kadi

■ In Frankfurt wird über den größten Fall von Anlagebetrug in der deutschen Nachkriegszeit verhandelt

Frankfurt/Main (AP) – Vor dem Frankfurter Landgericht hat gestern der Betrugsprozeß gegen vier führende Vertreter des dubiosen Anlegervereins European Kings Club (EKC) begonnen. Den Angeklagten wird vorgeworfen, mehrere zehntausend Sparer um mindestens 850 Millionen Mark geprellt zu haben. Ihnen drohen 10 bis 15 Jahre Haft.

Juristen rechnen in diesem vermutlich größten Fall von Anlagebetrug der deutschen Nachkriegszeit mit einem Mammutverfahren. Damit der Prozeß sich nicht jahrelang hinzieht, hat die Staatsanwaltschaft die Anklage auf 32.800 Fälle begrenzt, von denen nur knapp 680 näher beleuchtet werden sollen.

Der Club hatte fast 100.000 Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ihnen wurden Wertpapiere, sogenannte Letter, für 1.200 Mark das Stück verkauft, die Traumrenditen bis zu 70 Prozent abwerfen sollten. Tatsächlich wurde das Geld laut Anklage nicht investiert, sondern im Schneeballsystem an frühere Anleger ausgezahlt. Im Gericht spielten sich vor Prozeßeröffnung tumultartige Szenen ab. Frühere EKC-Kunden riefen immer wieder, die Angeklagten seien unschuldig. Das Letter-System sei nur zusammengebrochen, weil die Staatsanwaltschaft den EKC ins Visier genommen habe.