■ Dürfen die Schwimmbäder absaufen?: Sich ins Becken setzen und protestieren
Elke Hersmann, 56 Jahre, Kostümbildnerin
Früher war ich eine leidenschaftliche Schwimmerin, da war ich manchmal den ganzen Tag im Freibad, da hat die Mutter noch das Essen übern Zaun gereicht. Jetzt gehe ich nicht mehr oft schwimmen, weil mir einfach die Zeit fehlt. Unsere Bezirksbürgermeisterin in Hohenschönhausen kämpft ja auch gegen die Schließung von Bädern an. Sie hat sich in ein Becken gesetzt und protestiert.
Ferzi Kocaday, 18 Jahre, Schüler
Schwimmen ist mir zu teuer geworden. Ich würde gern mehr gehen, wenn es ein bißchen billiger wäre. Das letzte Mal war ich vor ungefähr drei Monaten. In der Schule belege ich Sport als Leistungskurs, da gehen wir regelmäßig ins Schwimmbad. Aber eigentlich reicht das nicht aus. Man sollte noch zusätzlich schwimmen. Doch zeitlich und finanziell liegt das einfach nicht drin.
Liv Sevenig, 20 Jahre, Studentin
Ich habe nicht die Zeit, regelmäßig ins Schwimmbad zu gehen. Außerdem ist es mir zu teuer geworden und mit zuviel Aufwand verbunden. Man ist pitschnaß, muß sich jedesmal die Haare waschen. Ich war ein Jahr in Frankreich, dort werden die deutschen Bäder ja viel gelobt. Sie seien viel sauberer, viel hygienischer. In Frankreich sind die Bäder wirklich eine Katastrophe. Sie sind völlig verdreckt.
Roland Zeeck, 32 Jahre, Student
Früher hat man 50 Pfennig Eintritt bezahlt. Heute sind die Schwimmbäder einfach zu teuer geworden. Da gehe ich nicht mehr häufig. Als ich von den Sparmaßnahmen gehört habe, kam mir spontan die Idee, daß man doch lieber ein paar Hallenbäder ganz schließen sollte, dafür aber die Preise in den Freibädern so hält, daß sie jeder bezahlen kann. Ich weiß natürlich nicht, ob sich das realisieren läßt.
Linda Borutta, 17 Jahre, Schülerin
Ich finde es blöd, daß Schwimmbäder geschlossen werden. Wir werden voll reingezogen in das soziale Loch. Bibliotheken, Eislaufbahnen, Schwimmbäder – alles wird teurer oder zugemacht. Wenn ich ins Freibad gehe, dann in den Humboldthain oder in der Prinzenstraße. Als Kind war ich oft im Freibad, jetzt gehe ich weniger. Das Schöne am Schwimmen ist, daß man sich so fallenlassen kann.
Peter Misch, 42 Jahre, Schlosser
Wenn man sich überlegt, daß öffentliche Leistungen, für die die Leute Steuern zahlen, immer weniger stattfinden, ist das mehr als bedenklich. Schwimmbäder sind ja auch ein Stück Lebensqualität. Man entspannt sich, spürt den Körper, ist unendlich leicht und lernt Leute kennen. Ich gehe noch oft ins Schwimmbad. Im Sommer fahre ich natürlich in den Süden, dorthin, wo Wasser ist.
Umfrage: Jens Rübsam
Fotos: Wolfgang Borrs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen