Bremens erste Erdgas-Zapfstelle

Einmal volltanken an der Shell-Zapfsäule Nr. 10 in der Neuenlander Straße 25 kostet etwa 18 Mark. Allerdings nur für gemischt betriebene PKW, sprich für solche, die neben dem normalen Benzintank eine Tankflasche für Erdgas besitzen. Mit der fährt man etwa 150 Kilometer weit, bevor auf Antrieb mit konventionellem Kraftstoff umgestellt werden muß: Das Prinzip des „bivalenten“ Antriebs.

In der letzten Woche eröffnete die Shell AG in Bremen Deutschlands zweite öffentliche Erdgas-Zapfstation. Im Gegensatz zur ersten in München liegt die hiesige Abgabestelle unter einem Dach mit den bisherigen Zapfsäulen. Bremen spiele in Sachen Auto-Kraftstoff jetzt eine Vorreiterrolle, erklärte Gerhard Jochum, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke, die die Shell-Station mit Erdgas beliefern. „Unsere Autofahrer können so schon heute die Emissionsgrenzwerte von morgen einhalten.“ Soll heißen: die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte von 1999.

Freilich ist Deutschland im Einsatz von Erdgas als Treibstoff für Kraftfahrzeuge noch eher ein Entwicklungsland. Von den weltweit etwa einer Million Fahrzeugen mit Erdgastank verkehren in Deutschland gerade 1.000, so eine Schätzung. Erdgas als Treibstoff sei für Shell zwar „ein alter Hut“, versicherte denn auch Peter Duncan, der Generaldirektor der Deutschen Shell AG, schließlich vertreibe sein Konzern in Australien, Neuseeland, Nordamerika und Italien seit zehn Jahren Erdgas als regulären Auto-Treibstoff. Einen kommerziellen Erfolg erwartet Duncan auf dem deutschen Mark aber vorerst nicht. Allein die Erweiterung der Shell-Station kostete 900.000 Mark, die gemeinsam die Stadtwerke Bremen, das Umweltbundesamt und Shell aufgebracht haben. Duncans Raison: „Wir wollen zur Entwicklung von Alternativkraftstoffen beitragen und selbst marktspezifische Erfahrungen sammeln.“ Als relativ umweltfreundlicher Energieträger mit deutlich niedrigen Emissionswerten als Benzin oder Diesel, besonders in der Warmlaufphase, gilt Erdgas besonders in Ballungszentren als vorteilhafter Autokraftstoff. BMW und Mercedes-Benz bieten serienmäßig Limusionen mit bivalentem Antrieb an: zum Aufpreis von 6.000 Mark. Einige Wagen der Stadtwerke und selbst vereinzelte Taxis laufen schon mit Erdgas, Privatkunden konnten bislang bei bestem Willen nicht Erdgas tanken. Die ersten 30 Erdgas-Privatautos in Bremen erhalten allerdings den finanziellen Segen der Bremer Stadtwerke, die mit 3.000 Mark je Zulassung locken. ahm / Foto: Kay Michalak