Das Portrait
: Grüne Kritikerin der rot-grünen Koalition

■ Antje Jansen

Sie gilt bei der Mehrheit der schleswig-holsteinischen Grünen als die Buhfrau: Antje Jansen, seit 15. Juni Landesvorstandssprecherin. Als Koalitionskritikerin ist es ihr wichtig, die in Amt und Würden als Abgeordnete, Minister oder Staatssekretäre stehenden Grünen kritisch zu begleiten. Die 46jährige zählt sich zu den Linken im Landesverband. Sie will der Minderheit, also den rund 40 Prozent Koalitionsgegnern, eine Stimme im Landesvorstand geben. Gewonnen hat sie vor fünf Monaten die Wahl zur Sprecherin nur deshalb, weil sich zwei Frauen aus dem Realoflügel gegenseitig die Stimmen wegnahmen. Aber das kümmert Jansen nicht. Vielmehr ärgert es sie, daß die Würdenträger in ihrer Partei es bisher nicht akzeptieren, daß sie kritische Fragen stellt und es ihr ein Anliegen ist, mit dem Stachel in die Koalition zu piksen. Und daß dieses Anliegen gerade bei den Grünen mehr als berechtigt ist.

Parteifreunde sagen von Antje Jansen, daß sie kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn ihr etwas nicht paßt. Auch Unangenehmes bringt sie auf den Tisch. Kritiker stimmen zwar oft ihrer Meinung zu, bemängeln aber, daß sie nie eigene Lösungen vorschlägt, nur selten Kompromisse formuliert und stets mißtrauisch ist. Um die Position der Linken im schleswig- holsteinischen Landesverband zu stärken, hat Antje Jansen die Gründung einer Arbeitsgruppe Basis-Grüne angestoßen. In dieser Gruppe soll der Widerstand gegen die Fraktion, Regierungsmitglieder und den Realoflügel des Landesvorstands organisiert werden.

Die Mutter von zwei Kindern, die früher einmal Mitglied des Kommunistischen Bundes war, ist vor acht Jahren bei den Grünen eingetreten. Seit 1994 ist sie Fraktionsvorsitzende der Öko- Partei in der Lübecker Bürgerschaft, demnächst gibt sie den Vorsitz ab. Antje Jansen betont stets, daß sie die Koalition auf Landesebene nicht unbedingt scheitern lassen möchte. Aber sie fordert grünes Profil und Glaubwürdigkeit ein.

In der Familie hat sie übrigens Erfahrung mit der rot- grünen Koalition. Und da klappt es, meint die Erzieherin, denn sie ist mit einem SPD-Mitglied verheiratet. Ihr Mann sitzt ebenfalls in der Lübecker Bürgerschaft – auf einer der hinteren Bänke. Allerdings ist sie der Meinung, ihr Gatte sei ein Linker, der in die falsche Partei eingetreten ist. Kersten Kampe