: Planet mit Gräten
■ Der Crossover von Urban Dance Squad verläßt seine sture Umlaufbahn kein Stück
Nun ist die Band so lange im Geschäft, kann technisch so viel und hat in der Vergangenheit schon ein paar Häuflein origineller Verbindungen von HipHop, Rock und Experimental-Blues hingesetzt, und dann kommt die neue Platte und klingt wie holländischer Aufguß von 80er-Jahre Def Jam mit Gräten: Urban Dance Squad nennen ihre Platte zwar Planet Ultra, aber Ultra-altmodisch wäre der bessere Titel gewesen. Die jungen Beastie Boys, LL Cool J und das eigene Frühwerk stehen Parade und was sich neu dazufügt, ist meist humorloser Trocken-Rock.
Gut wird Planet Ultra immer dann, wenn Urban Dance Squad Mut zum Unsinn beweisen – was selten ist. Dann kann man vor dem inneren Auge sehen, wie das Verlassen des warmen Stalls der Stilsicherheit die Gruppe zum Lächeln bringt – und den Hörer mit. Aber das ist zu wenig für eine Band, die in ihrer Anlage das Potential zu permanenter Häutung hat und klingen könnte wie dEUS im HipRock mit Hitformat.
Aber gerade der Erfindungsreichtum im Sektor Melodie und Euphorie ist ärmlich und diese zähe Suche wird auch durch nichts anderes ausgeglichen – seien es absurde Instrumentierungen, bizarre Klänge, überraschende Konstruktionen, blöde Einfälle oder einfach zielsichere Übellaunigkeit.
Urban Dance Squad klingen einfach so stereotyp nach sich selbst, daß das Bild des Planeten, der in Abhängigkeit von einem größeren Körper stur seine Bahn verfolgt, mit dem Zusatz „Ultra“ für ganz weit draußen, wo es am kältesten und ungemütlichsten ist, vielleicht gar nicht so verkehrt ist. Ein kleiner Meteoriteneinschlag aus jüngeren Universen könnte hier mit Sicherheit einige Wunder bewirken.
Zwar verfolgt die Band noch immer ein sagenhafter Live-Ruf, der für treue Fans das Konzert retten können wird, aber die Motivationsspritze für Neugierige in Form einer CD voller Begeisterungsviren fehlt leider. Diagnose: Ansteckung ausgeblieben.
Till Briegleb
Do, 7. November, 21 Uhr, Markthalle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen